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60 384 Euro fehlen im Jahr 2005


Von Dieter Wehbrink
Dielingen (WB). Sie waren die (schuldlosen) Überbringer der schlechten Nachrichten: Kirchenkreis-Verwaltungsleiterin Elisabeth Halwe-Grote, der Leiter der Finanzabteilung, Carsten Schöneberg, sowie Dielingens Finanzkirchmeister Dieter Grube informierten die Dielinger Gemeindeversammlung über die Gründe der Finanzmisere des Kirchenkreises. Der demographische Wandel, die Stufen der Steuerreform und die schwierige wirtschaftliche Lage seien verantwortlich für ständig sinkende Kirchensteuereinnahmen. Zudem hätten die Gemeinden der »Finanzgemeinschaft Kirchenkreis Lübbecke« von 1994 bis zum 30. September 2004 immerhin 3 600 Mitglieder verloren. »Das entspricht einer ganzen Kirchengemeinde in der Größe von Dielingen«, betonte Elisabeth Halwe-Grote. Derzeit habe der Kirchenkreis noch 72 810 Mitglieder. In Dielingen verzeichne die Kirchengemeinde seit 1990 einen Mitgliederschwund von sechs Prozent. Die Kirchensteuern im Kreis seien von 6,9 Millionen Euro in 1995 auf 4,7 Millionen in 2005 zurückgegangen. Der negative Trend werde sich mindestens noch bis zum Jahr 2015 fortsetzen.
Nach dem neu beschlossenen Verteilungsschlüssel bekommt die Kirchengemeinde Dielingen in 2005 eine Gemeindegliederpauschale von 23,38 Euro. Bei 3 861 Mitgliedern erhält sie somit 90 279 Euro. Zuzüglich der Zins- und Pachteinnahmen kommt sie auf 97 186 Euro. Rechnet sie allerdings auf der Ausgabenseite die Personalnebenkosten (nicht Pfarrstellen) von 96 480 Euro, die Gebäudeunterhaltung von 15 300 Euro, die Bewirtschaftungskosten der Gebäude von 25 690 Euro, Gebäude- und Inventarversicherung von 3 080 Euro, die »Sachkosten Pfarrdienst« von 6 490 Euro, die Inventarergänzung von 1 600 Euro und Verbrauchsmaterial von 7 680 Euro zusammen, kommt sie auf eine Deckungslücke von 60 384 Euro. Die Kosten für die Gemeindehäuser, in Personal, Unterhaltung, Heizung, Wasser, Gas, Strom und Versicherung aufschlüsselt, betragen für Dielingen 27 939 Euro pro Jahr. In Haldem sind es 28 436 Euro.
Offensichtlich hatten viele Gemeindemitglieder ihre Probleme damit, dass die Kirchengemeinde Dielingen als Mitglied ein großen Finanzgemeinschaft - der des Kirchenkreises und auch der Landeskirche - gesehen werden muss. Ortsheimatpfleger Willy Lindemann sprach aus, was wohl viele dachten. »Die Kirche hat in Dielingen viele Bauplätze verkauft. Wo ist das Geld geblieben? Kann man es nicht benutzen, um das Gemeindehaus zu erhalten?«
Elisabeth Halwe-Grote verneinte diese Frage. Die Kirche sei aufgrund ihrer Satzung verpflichtet, ihr Vermögen »nicht zu verprasseln«. Sie müsse das Geld zinsbringend anlegen oder davon »Ersatzlandbeschaffung« betreiben, wie es beispielsweise in der Kirchengemeinde Dielingen geschehen sei. Lediglich die Zinseinnahmen dürften ausgegeben werden, aber nur von der Landeskirche, die diese Mittel für die Pfarrbesoldung ausgebe.

Artikel vom 11.11.2004