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Paderborner Künstler als
»Schlagmann« für Kinder

Herman Reichold stiftet Logo: Im Gleichtakt rudern

Paderborn (WV). Kinder leiden am meisten, wenn die Eltern suchtkrank sind. Und sie haben schlechte Chancen, einer ähnlichen Zukunft wie Vater oder Mutter zu entkommen. Lange waren sie die »vergessene Mehrheit«, aber jetzt kümmert sich der Caritas-Verband Paderborn um sie. Einen weiteren Fürsprecher hat die Caritas bereits gefunden: den Künstler Herman Reichhold, der das Logo für das neue Caritas-Angebot unentgeltlich zur Verfügung stellt.

Mit seinem großzügigen Sponsoring verhilft er dem Projekt zu einer hervorragenden Außendarstellung. Zwei lustige Ruderer zeigt seine Graphik, sie müssen sich auf eine Richtung einigen und im Gleichtakt rudern. »Das Ziel ist bekannt, jetzt muss man sich gemeinsam anstrengen, um anzukommen«, sagt der Künstler über seine Arbeit, »nicht viel anders wird es auch den Kindern gehen, die an der neuen Gruppe teilnehmen.«
Die Schlagleute des Ruderboots sind - um im Bild zu bleiben - die Sozialpädagogin Brigitte Dierkes und der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Matthias Degener. Sie werden ab Januar mit einer Gruppe von acht Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren zusammenarbeiten. Alle Kinder stammen aus Familien, in denen Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch geschieht. Einmal in der Woche treffen sich die Kinder in den gemütlichen Therapieräumen der Caritas-Erziehungsberatungsstelle in Schloß Neuhaus. Caritas-Suchtkrankenhilfe und Erziehungsberatungsstelle arbeiten bei dem neuen Projekt zusammen.
»Wir wollen das Selbstwertgefühl der Kinder stärken«, sagt Brigitta Dierkes, »und Entlastung und Enttabuisierung ermöglichen, wenn die Kinder über ihre Erfahrungen sprechen.« Die Bewältigung der vielleicht sogar traumatischen Erlebnisse kann positiv in die Familien zurückwirken. Vor allem aber gilt: Die Teilnahme an der Gruppe ist stressfrei. Die Eltern müssen nicht den Verlust ihrer Anonymität fürchten und sie sollen ihre Kinder gut aufgehoben wissen.
»Auch im Kreis Paderborn leben viele Kinder in einer solchen Familienkonstellation«, sagt Matthias Degener, »sie alle tragen eine schwere Bürde. Die Sozialisation in einem solchen Umfeld prägt das ganze Leben.« Weil das Problem derartige Ausmaße hat, geht der Caritas-Verband Paderborn in Vorleistung. Auf drei Jahre ist das Projekt befristet, das der Verband mit mehr als 9000 Euro aus Eigenmitteln finanziert. Weitere öffentliche oder nichtöffentliche Mittel stehen nicht zur Verfügung.
Mit dem lockeren und kindgerechten Logo von Hermann Reichhold kann das neue Projekt einen guten Start hinlegen. »Als ich davon hörte, habe ich nicht lange gezögert«, sagt der Familienvater, der mit dem neuen Logo bereits die zweite Graphik für eine Einrichtung der Suchtkrankenhilfe spendet. »Das Thema hat einen Nerv getroffen.«

Artikel vom 13.11.2004