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Glaube verbindet auf der ganzen Welt

Gustav-Adolf-Werk tagt in Rahden - Thema: »Partnerschaft -ĂŠeine Frage des Geldes?«

Von Henrike Kopmann
Rahden (WB). Der Finanzdirektor sitze neben der Analphabetin. Ihre Gemeinde sei bunt, berichtet Pfarrerin Agnes von Kirchbach. Nahe Paris stelle die reformierte Kirche mit 0,2 Prozent »protestantischer Präsenz« eine Minderheit dar. Am vergangenen Wochenende ging es in der St. Johannis-Kirche auf Entdeckungsreise.

Vertreter des Gustav-Adolf-Werkes (GAW) erzählten vom Leben protestantischer Glaubensgenossen in der Diaspora. Das Duo Jos van Assema und Arndt Hoppe verlieh der Veranstaltung einen ausdrucksstarken musikalischen Rahmen. In Paris dominiere die kulturelle Vielfalt. Neben den vielen religiösen Strömungen gebe es einen »großen Teil« an Menschen »zwischen gar nichts und mal sehen«, so Agnes von Kirchbach. Umgeben von Beton und Stress empfänden viele Großstädter ein inneres Verlorensein. Ihre Gemeinde solle ein Ort der Geborgenheit sein. Die Mitglieder kämen aus 23 Nationen und den verschiedensten sozialen Schichten. »Es ist schön, wenn so unterschiedliche Menschen am gleichen Wort Gottes zur gleichen Zeit Freude haben.« Die Vertreterin der reformierten Kirche von Frankreich spricht von einem »inneren Ja«.
Auch Pfarrerin Patricia Cuyatti aus Peru informierte über die Situation in ihrer 1993 gegründeten Heimatgemeinde. Pfarrer Hans Schmidt, der stellvertretende Generalsekretär der GAW-Zentrale, fungierte als Dolmetscher. Die ehemalige Präsidentin der lutherisch-evangelischen Kirche in Peru sprach über die Armut in dem von Schulden belasteten Land.
Es sei eine Herausforderung, den Glauben mit der sozialen Realität zu verbinden. Die Hoffnung entstehe aus der Gemeinschaft heraus. Julianna Filotás aus Ungarn gehört zu den vom GAW geförderten Stipendiatinnen. Die Theologiestudentin bedankte sich bei dem Hilfswerk. Es habe unter anderem den Wiederaufbau der Fakultät, an welcher sie studiere, unterstützt. Darüber hinaus ging sie auf die schwierige Situation der Gläubigen im einst sozialistischen Ungarn ein.
Das Gustav-Adolf-Werk wurde 1832 in Leipzig gegründet und ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland. Es unterstützt protestantische Minderheiten in Europa, Lateinamerika und Zentralasien. Daneben hilft es bei der Gemeindegründung, der Renovierung und dem Bau von Kirchen. Das »verstaubte Image des Kirchbau- und Glockenvereins« treffe aber nicht zu, betonte Hans-Martin Trinnes, der Vorsitzende des GAW der westfälischen Landeskirche. Man übernehme diakonische Aufgaben und wolle die protestantischen Minderheitskirchen in ihrer Identität stärken.
Namensgeber des Hilfswerkes ist der Schwedenkönig Gustav II. Adolf (1611-1632). Ihm habe man durch die Gründung des GAW kein steinernes oder bronzenes Denkmal gesetzt, sondern ein lebendiges, so Trinnes. Die Ökumene mit anderen Christen solle die gegenseitige Achtung fördern und sei ein Ansatz der gegenseitigen Versöhnung, sagte der Generalsekretär der GAW-Zentrale in Leipzig, Hans Schmidt.
Pfarrer Stefan Thünemann hob hervor: »Wir wollen ganz bewusst über unseren Tellerrand hinausblicken. Wir können voneinander lernen, wenn wir Menschen begegnen, die in der Diaspora für ihren Glauben eintreten«, so der Synodalbeauftragte des Kirchenkreises Lübbecke für das GAW. In diesem Jahr habe die GAW-Tagung unter dem Motto »Partnerschaft - eine Frage des Geldes?« gestanden. Die Pfarrkonferenz am Montag hat sich insbesondere mit der Finanzierung von Partnerschaften bei knapper werdenden Mitteln beschäftigt.

Artikel vom 10.11.2004