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Bei Schülern beliebt, bei Lehrern gefragt

Schulsozialarbeiter an Hauptschulen ziehen nach fast einem Jahr eine positive Bilanz

Von Frank Spiegel
Kreis Höxter (WB). Sie sehen sich nicht als »Feuerwehr«, die akute »Brände« bekämpft, sie wollen eher die »Gärtner« sein, die die ihnen anvertrauten »Pflanzen« pflegen, in die richtige Richtung lenken. Seit fast einem Jahr sind an acht Hauptschulen im Kreis Höxter Schulsozialarbeiter beschäftigt. Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT zogen sie jetzt eine Bilanz ihrer Arbeit.

Und davon haben sie reichlich: Karin Henne-Pecher an der Hauptschule Beverungen, Dieter Schmidt an der Hauptschule Steinheim, Martina Müller an der Hauptschule Brakel, Yvonne Baytala an der Hauptschule Warburg, Britta Kukuk an der Hauptschule Rimbeck, Hans Esau an den Hauptschulen in Höxter und Stahle, Nicole Schmidt an der Hauptschule Bad Driburg und Tatjana Gunkewitsch an der Sonderschule in Alhausen.
Yvonne Baytalla: »Der Bedarf ist so groß, dass er kaum zu bewältigen ist.« Auch Karin Henne-Pecher bestätigt: »Wir müssen sehen, welche Fälle Priorität haben und wer noch warten kann.«
»Schulsozialarbeit ist notwendig, weil gesellschaftliche Risiken immer mehr in den Schulalltag hineingetragen werden und diesen zunehmend bestimmen«, erklärt Hans Esau, Sprecher der acht an Hauptschulen im Kreis Höxter tätigen Schulsozialarbeiter. Diese beraten Schüler und Eltern bei Problemen, bieten Angebote zum sozialen Lernen an, leisten Suchtvorbeugung und organisieren Konflikttrainings, gestalten Projekte zur Berufsorientierung, arbeiten in der Ganztagsbetreuung mit oder machen Angebote zur sinnvollen Freizeitgestaltung.
»Alleine könnten wir das nicht leisten«, erläutert Esau. Gleich zu Beginn habe sich die Gruppe daher Kooperationspartner gesucht. Dazu gehörten die Kreisjugendämter, die Polizei, das Beratungszentrum der Caritas in Höxter, die vielen Träger der freien Jugendhilfe, die Jugendzentren vor Ort und der schulpsychologische Dienst des Kreises Höxter.
Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit steht aber die Hilfe in Einzelfällen. Das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler ist hier wichtig. »Wir sind Ansprechpartner, die keine Lehrer sind. Das ist schon ein Vorteil«, hat Dieter Schmidt in seiner täglichen Arbeit erfahren. »Das Vertrauen ist da. Manche Schüler, die gute Erfahrungen gemacht haben, sagen schon ÝDie kennen wir, geh da ruhig mal hinÜ«, freut sich auch Nicole Schmidt über diese positiven Erfahrungen. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie eine volle Stelle und kann sich so auch verstärkt der Projektarbeit widmen. »Zusammen mit dem Jugendtreff in Bad Driburg konnten wir so auch Aktionen in den Ferien anbieten«, berichtet sie: »So konnten wir viele Schülerinnen und Schüler in den Ferien von der Straße holen.«
Angebote wie Mädchentreffs, Tanz-Arbeitsgemeinschaften, Schwarzlichttheater, autogenes Training, Elternabende und Vorträge gehören ebenso zum Aufgabenfeld des Teams an ihren Schulen wie aktive Pausengestaltung. So gibt es in Steinheim eine Schaubühne, auf der Schüler die Möglichkeit haben, selbst etwas auf dem Schulhof darzubieten. Jonglage und Bewegungsspiele gehören an der Hauptschule in Rimbeck zum Pausenprogramm.
Allerdings sind die Stellen der Schulsozialarbeiter zunächst bis zum Jahr 2006 befristet. Schulrat Horst Neumann ist sich aber mit dem Team einig, dass die Arbeit - sie wird derzeit vom Land finanziert - auch danach weitergeführt werden muss. »Schüler und deren Eltern nehmen die Hilfe der Schulsozialarbeiter zunehmend wahr und verdeutlichen so die Notwendigkeit dieser Arbeit«, so Neumann, der einer auch über 2006 hinaus gehenden Beschäftigung optimistisch entgegensieht.
Hermann Fenske, Rektor der Hauptschule in Brakel, hat mit der Schulsozialarbeit nur positive Erfahrungen gesammelt. »Die Schule hat sowohl Bildungs- als auch Erziehungsaufgaben. Da die Schulsozialarbeit sich vor allem auch um die Erziehung kümmert, ist für die Lehrer mehr Raum für Bildungsarbeit«, meint er.

Artikel vom 10.11.2004