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Violinkonzert ist heute
Pflicht für jeden Geiger

Junge Sinfoniker begeisterten in Höxter

Höxter (WB). Zum ersten Mal waren die »Jungen Sinfoniker« - das Regional-Jugendorchester für Ostwestfalen-Lippe, in der Stadthalle Residenz zu Gast, und sie hatten ein volles Haus und ein begeistertes Publikum. Höhepunkt des Konzertes war Felix Mendelssohn-Bartholdys »Konzert für Violine und Orchester in e-moll op.64« mit der Solistin Anna Heygster.

Das Violinkonzert in e-moll gehört bis heute zum festen Repertoire jedes Geigers. Es ist in seiner edlen Anmut und Melodienseligkeit eines der schönsten Beispiele seiner Gattung. 1845 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt, schrieb Mendelssohn es für seinen Freund Ferdinand David, der damals Konzertmeister des Gewandhausorchesters war.
Unter der modellierenden Hand des Dirigenten Till Drömann ließ das Orchester in der Stadthalle die Hörer den Duft der Klänge atmen und präsentierte sich als erstaunlich homogener Klangkörper. Mendelssohns Violinkonzert lebt von seiner filigranen Innenarchitektur um so bemerkenswerter, daß solche Anforderungen an die jungen Musiker und Musikerinnen nicht etwa ächzend bewältigt sondern sehr flüssig und ausdrucksstark genommen wurden.
Es war eine Lust für die zahlreichen Zuhörer, mit zu erleben, wie Anna Heygster ihren Solopart brillant und anmutig bewältigte. Die herbe Süße des berühmten Andante kostete sie bis zur Neige aus, aber sie bewahrte auch hier die gleiche Klarheit der Diktion, mit der sie auch die Rahmensätze zeichnete.
Romantischer Tenor ja- aber kein Abdriften in zuckrige Sentimentalität. Unterstützt durch eine gute Technik setzte sie Pointen und auch die Kontrastierungen der Kantilenen und die subtilen Abstufungen der Klangfarben arbeitete sie souverän heraus.
Die Feinheiten der Partitur wußten Solistin und Orchester optimal um zu setzten. Modest Mussorgskij schrieb die »Bilder einer Ausstellung« für Klavier, aufgeführt wird das Werk zumeist in der Orchesterfassung des Franzosen Maurice Ravel.
Zehn Abschnitte führen durch die Ausstellung des Malers Viktor Hartmann und schildern lautmalerisch Mussorgskij Eindrücke und Empfindungen von Bild zu Bild.
Sehr lebendig und dynamisch setzten die jungen Sinfoniker Mussorgskijs Werk in Szene. Till Drömann hatte dem Orchester einige Feinarbeit im Detail angedeihen lassen, die sich in einem frischen munteren Soiel bewährte.
Klangbalance, dynamische Staffelung, Feinabstimmung Übergänge im Kolorit, in Stil und Stimmung, in Aufbau und Ablauf all das war in vielen hoffnungsvollen Ansätzen vorhanden.
Aber die jungen Musiker bewiesen ihr Können nicht nur an sattsam bekannten klassisch-romantischem Repertoire, vielmehr stellten sie sich der Herausforderung auch mit einem weniger bekannten und eingängigen Werk; Bela Bartoks »Bilder aus Ungarn«. Und daß sich hier eine hochmotivierte Schar jugendlicher Instrumentalisten zu einem respektablen Klangkörper zusammen gefunden hat, war auch bei Bartok nicht zu überhören. Dagmar Korth

Artikel vom 11.11.2004