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»Für politische Kunst gibt
es keine Genehmigung«

Hagebölling nicht zum Abbau seines »Käfigs« bereit

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Künstler Wilfried Hagebölling (63) denkt nicht daran, seine Skulptur vom Schulhof des Paderborner Theodorianums zu entfernen.

Der Käfig, den der streitbare Paderborner Bildhauer am vergangenen Samstag in einer »Nacht- und Nebel-Aktion« ohne Genehmigung vor dem Theodorianum am Kamp aufstellen ließ, hat nach Ansicht des Künstlers mittlerweile eine fruchtbare Diskussion über Folter und Menschenrechtsverletzungen in der Welt in Gang gesetzt. »Die Bürgerrechte werden mehr und mehr eingeschränkt, das ruft auf zum Widerstand«, rechtfertigte Hagebölling am Freitag in einer kurzfristig vor Ort einberufenen Pressekonferenz seine Aktion. »Mein Objekt ist eine politische Arbeit.« Nach Intervention von Stadt und Schulleitung gegen die unrechtmäßige Aufstellung des drei Meter langen, 1,30 Meter breiten und 2,40 Meter hohen Käfigs (»eine exakte Nachbildung der Isolierzellen in Bagdad«) hat Hagebölling inzwischen einen Genehmigungsantrag an Bürgermeister Heinz Paus nachgereicht. »Darauf möchte ich jetzt zunächst eine Antwort haben«, schloss der Künstler einen vorherigen Abbau seiner Arbeit aus. Die Aktion im Vorfeld genehmigt zu bekommen, habe er selbst für aussichtlos erachtet, begründete Hagebölling noch einmal die formal illegale Vorgehensweise. »Mit einer Genehmigung kann man so etwas nicht machen - damit geht nur Bürgermeister- und Bankdirektorenkunst«, meinte er mit abschätzigem Blick auf das Spee-Denkmal und die Sofron-Schaufenster der Bank für Kirche und Caritas am Kamp. Dabei beruft sich Hagebölling ausdrücklich auf den Jesuiten Friedrich von Spee: »Der musste seine Schrift gegen die Hexenverbrennung 1631 auch anonym veröffentlichen. Mit seiner 'Cautio Criminalis' hat er ein neues Bewusstsein dafür geweckt, dass man mit Folter in Bezug auf die Wahrheit nichts erreicht.«

Artikel vom 06.11.2004