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Ein Archiv als Kunstpolitik

Wie 288 Künstlerinnen sichtbar gemacht werden

Werther (SKü). Auf großes Besucherinteresse stieß am Donnerstag die Eröffnung der Ausstellung des OWL-Künstlerinnen-Archivs »ein-seh-bar« sowie der Wertheraner Ateliergemeinschaft LAIF im Rathaus.

Das Archiv hat sich seit Gründung in 1999 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, wie Initiatorin und Kunsthistorikerin Dr. Irene Below bei ihrer Einführung anmerkte. Das Archiv will historische und zeitgenössische Kunstschaffende der Region ans Licht holen. Waren es anfangs noch 48, so sind es mittlerweile 288 Frauen aus der Region, die mit ihren Archivkästen zum Schauen und Stöbern einladen. Üblicherweise steht das Archiv in der Stadtbibliothek Bielefeld, Werther ist bis 5. Dezember die 9. Tourneestation.
Dr. Irene Below vom Vorstand des Frauenkunstforums OWL, wertet das Archiv als wissenschaftliches, künstlerisches und kunstpolitisches Projekt. Wissenschaftlich sei es durch die Dokumentation der Vielfalt und Produktivität künstlerisch arbeitender Frauen bis hin zur »Rettung« von Materialien und Dokumenten, die andernfalls verloren gehen würden. Künstlerisch sei das Archiv durch seine ästhetische Grundkonzeption. Und ein Instrument aktiver Kunstpolitik sei das Archiv, weil es dazu beitrage, die Arbeitschancen von Künstlerinnen in der Provinz zu verbessern und neue Perspektiven in Kulturberufen zu entwickeln. Dazu gehöre auch, einzelnen Mut zu machen.
Zu den Kästen gehört auch die Aktion »10 mal 10 mal 10«. Hier stellen alle Künstlerinnen ein für sie typisches Werk im Format von 10 mal 10 Zentimeter in zehn Stück Auflage vor. Die Multiples werden für 30 Euro verkauft.
In dem Archiv sind auch fünf Künstlerinnen aus Werther vertreten. Lore Henke-Bleikamp, Astrid Konradt-Block und Ingrid Raab-Johanning von der Ateliergemeinschaft LAIF haben eine Reihe ihrer ungegenständlichen Kunstwerke ausgestellt. So bietet der Rathausflur neben dem Archiv auch viele großformatige Kunstwerke, die zum Betrachten und Sich-Auseinandersetzen einladen. Informationen enthält das Archiv auch über Anke Whitall, bei der sich alles um Tango dreht, und Monika Wieczorek, die sich auf Installationen spezialisiert hat.
Begleitend zur Ausstellung gibt es am Mittwoch, 17. November, 19.30 Uhr im Rathaus einen Vortrag von Prof. Dr. Renate Berger von der Universität der Künste in Berlin. Ihr Thema: »Navigation im Lebensmeer - Witwen und Witwer in Kunst und Literatur«.

Artikel vom 06.11.2004