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»Ein krönender Abschluss«

Lehrerin Gunhild Rübesamen von Galakonzert mit der Queen begeistert

Von Judith Frerick
Harsewinkel (WB). Ein wahrhaft krönender Abschluss, ja das ist wohl die richtige Bezeichnung für das, was die Harsewinkeler Realschullehrerin Gunhild Rübesamen jetzt erlebte. Auf Grund ihres großen Einsatzes für die deutsch-britischen Beziehungen wurde die Pädagogin am Mittwoch zum Galakonzert mit Queen Elizabeth nach Berlin eingeladen.

Das was sich jedoch im Vorfeld abgespielt hat, war alles andere als königlich. Im Oktober 2002 wurden zwei ihrer Schüler bei einem Austausch in einem Vorort von London von britischen Jugendlichen auf hinterhältigste Art und Weise verprügelt (das WESTFALEN-BLATT berichtete damals exklusiv). Gunhild Rübesamen tat damals das, was für sie selbstverständlich war: Sie ließ diese Deutschenfeindlichkeit - die Schüler wurden als Nazis beschimpft - nicht auf sich beruhen und schaltete die jeweiligen Botschafter ein. Sie löste damit ein riesiges Medienecho in England und Deutschland aus. Im Mai 2003 wurde ihre Schulklasse vom damaligen britischen Botschafter Sir Paul Lever in die Berliner Botschaft eingeladen, um aufrichtig »Sorry« zu sagen.
Diese Geste blieb in der britischen Botschaft in Berlin wohl unvergessen. Astrid Ladd, die dort beschäftigt ist, erinnerte sich wohl an die Klasse 10 d und die engagierte Lehrerin Gunhild Rübesamen, und schon stand die Pädagogin auf der erlesenen Namensliste der 1850 geladenen Gäste. Ganz überrascht war die Lehrerin, als ihr die himmelblaue Einladung für das Galakonzert in der Hauptstadt ins Haus flatterte. Sie kaufte sich für diesen Anlass extra ein dunkelblaues Abendkleid. »Das war laut Einladung Pflicht«, betonte Gunhild Rübesamen am Freitag. So elegant erschien sie in Begleitung in der Berliner Philharmonie, wo sie erst einmal gründlich durchleuchtet wurde (»Das war wie am Flughafen«).
Erst einmal den Fuß in die Philharmonie gesetzt, betrat die Lehrerin quasi eine andere Welt. Während des Empfangs wurde die erlesene Runde mit erstklassigen Häppchen, Süppchen und Sekt bewirtet. Viele Promis wie Otto Rehagel, Hans-Dietrich Genscher, Paul Spiegel, Alice Schwarzer oder Mario Adorf liefen ihr über den Weg. Auch Nadja Auermann und Sabine Christiansen ließen es sich neben Prominenten aus Politik und Wirtschaft nicht nehmen, zusammen mit der Queen, ihrem Mann Prinz Philip, Bundespräsident Horst Köhler und seiner Ehefrau Eva Luise Köhler das Galakonzert zu Gunsten der Frauenkirche Dresden zu genießen.
Wie es der Zufall so will, hat Gunhild Rübesamen, die ein Jahr selbst auf der Insel gelebt hat, nicht nur eine enge Beziehung zu England, sondern auch zu Dresden: »Ich habe Verwandte dort und fühle mich mit dieser Stadt verbunden. Ich habe auch schon etliche Male für die Frauenkirche gespendet.«
Noch nie wurde ihr nach einer Spende aber solch ein Hörgenuss zuteil: Nach der deutschen und der englischen Nationalhymne wurden Stücke zweier englischer und zweier deutscher Komponisten »zelebriert«. Gunhild Rübesamen saß nah am Orchester und konnte von dort auch Blicke auf die Queen erhaschen, die ebenso wie die Harsewinkeler Pädagogin in ein nachtblaues Kleid gehüllt war. »Das Konzert war einfach fantastisch«, wird die Realschullehrerin diese Erlebnisse in Berlin nicht so schnell wieder vergessen. Und so erzählt sie auch ihren Schülern von dem krönenden Abschluss einer unköniglichen Begebenheiten im Jahre 2002.

Artikel vom 06.11.2004