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Eine Überraschung »mit Ansage«

Vierter Sieg in Folge: TuS Spenge kämpft Concordia Delitzsch verdient nieder

Von Lars Krückemeyer
Spenge (HK). Gemessen am anschließenden Jubel hätte man annehmen können, dass der TuS Spenge soeben aufge-stiegen wäre. Ausgelassen wie selten zuvor wurde nach einem begeisternden Spiel der hart erkämpfte und verdiente 28:27 (14:13)-Erfolg gegen Aufstiegskandidat Concordia Delitzsch bejubelt, der TuS baute damit seine Serie auf 8:0-Punkte aus.

Dass sich die Gastgeber vor der bisherigen Rekordkulisse von 900 Zuschauern einiges vorgenommen hatten, verdeutlichte Kapitän Frank Steinicke seiner Mannschaft unmittelbar vor dem Anpfiff bei der obligatorischen Ansprache. »Ich habe gesagt, dass nicht Delitzsch, sondern wir mit drei Siegen in Folge der Favorit in eigener Halle sind.« Eine Überschung »mit Ansage« also.
Spenge stellte die insgesamt ausgeglichenere Mannschaft, was sich auch daran ablesen lässt, dass alle Feldspieler trafen. Bei Delitzsch wurde immer wieder Nationalspieler Lars Kaufmann im linken Rückraum gesucht, der zwar mit sieben Treffern bester Schütze der Gäste war, sich aber in der zweiten Halbzeit beim Publikum unbeliebt machte, ausgepfiffen wurde und prompt ein paar Fahrkarten produzierte.
Die Gastgeber konnten sich von der ersten Minute an auf Carsten Mundhenk im Tor verlassen. Bis zur vierten Minute hatte Mundhenk bereits zwei Siebenmeter von Uematsu und Bergelt (plus Nachwurf) pariert. Wer weiß, wie die Partie gelaufen wären, wenn es statt 2:2 zu diesem Zeitpunkt 1:4 gestanden hätte?
So aber blieb Spenge dran und ließ sich auch nicht von der zweiten Zeitstrafe gegen Andreas Bock nach nur 13 Minuten beeindrucken. Seinen vorgezogenen Part in der Abwehr übernahm Leif Anton, der sich hauptsächlich auf den zwei Köpfe größeren Kaufmann konzentrierte.
Delitzsch lag ständig mit bis zu drei Toren in Führung, doch durch zwei von vier erfolgreichen Gegenstößen in der ersten Hälfte schaffte Anton in der 22. Minute den Ausgleich und in der 29. Minute die 13:12-Führung. Spätestens, als Delitzsch beim 13:13 den Ball im Angriff taktisch äußerst ungeschickt verschenkte und Thomas Zeller mit dem Pausenpfiff zum 14:13 ins leere Tor traf, witterte der TuS Spenge seine Chance.
Im zweiten Abschnitt entwickelte sich ein vor allem spannendes Spiel mit mehrfachen doppelten Unterzahlen auf beiden Seiten. Bis zum 19:21 (47.) lief Spenge wieder einem Rückstand hinterher, ehe ein Zeller-Hattrick (davon zwei Konter) und der in der Abwehr gegen Spielmacher Maltsev erneut starke Stephan Wilmsen eine 23:21-Führung herauswarfen.
Geschwächt durch weitere Zeistrafen gegen Mundhenk (gemeckert!), Rüter und Bock (dritte Hinausstellung) kippte das Spiel innerhalb von vier Minuten erneut, Delitzsch ging mit 24:23 in Führung. In der Schlussphase spielte der eingewechselte Rüdiger Traub seine ganze Routine aus, holte Siebenmeter heraus, die zum 26:25 verwandelt wurden. Zeller und Michael Scholz (von Halbrechts!) erhöhten auf 27:25 und 28:26, ehe Traub beim Stand von 28:27 einen von Anton geschickt herausgeholten Siebenmeter gegen Torwart Heinevetter verwarf. In den letzten 20 Sekunden sollte Kaufmann den Ausgleich erzwingen, doch seinen ersten Versuch stoppte Steinicke mit einem taktischen Foul, das letzte Geschoss des Rückraum-Riesen holte Mundhenk aus dem Winkel. Unerfreulich endete der Handball-Abend dagegen für eine Zuschauerin, schon bevor er eigentlich begonnen hatte. Die Frau erlitt bei einem Sturz auf der Tribüne einen Armbruch.

Artikel vom 08.11.2004