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Klaviermusik
zu vier Händen

Gediegenes Deelenkonzert in Atten

Von Andrea Auffenberg
Lichtenau (WV). Das 24. Deelen-Konzert im Hause von Professor Ekkehard Schoeps und seiner Frau Heide Blanke-Roeser bestritt das Klavierduo Renate und Xaver Poncette. Die renommierten Künstler hatten für ihren Vortrag in Atteln ein spannungsvolles Programm zusammengestellt.

Klaviermusik zu vier Händen entwickelte sich im 19. Jahrhundert als Gattung zu einer verbreiteten Form häuslichen, geselligen Miteinander-Musizierens. Als Born der vierhändigen Klaviermusik gilt jedoch Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Werke für »Clavier zu vier Händen« zu den unterhaltsamsten Kompositionen zählen.
Mit seiner »Sonate KV 521« von 1787 wurde das Konzert eröffnet. In diesem Spätwerk sind die Spieler nicht streng aneinander gebunden, sondern treten sich als gleichberechtigte Partner konzertierend gegenüber. Und so spielten sich die beiden Pianisten bereits im »Allegro« im Mit- und Gegeneinander die gefälligen Melodien zu, in sorgfältig ausgewogenem Zusammenspiel gestalteten sie das »Andante« und das abschließende »Allegretto«.
Es folgte die 1888/89 komponierte »Petite Suite« von Claude Debussy. Der Charakter der vier Sätze ist ganz im Geiste Paul Verlaines bestimmt von höfischer Galanterie und Maskerade. So interpretierten die Künstler »En bateau« als sanft wiegende Barcarolle mit ironischen Anspielungen, ließen die modalen Sequenzierungen des »Menuet« würdevoll dahin gleiten und formten im »Ballet« als Schlusspunkt den darin eingebetteten ironisch-sentimentalen Walzer individuell und zugleich doch streng fusioniert.
Im Anschluss wurde das von Xaver Poncette 2004 komponierte Klavierwerk »Palindrom« als Auftragswerk von Professor Schoeps für den Freundeskreis Kammermusik Lichtenau-Atteln uraufgeführt. Palindrome sind Wörter und Sätze, die vor- und rückwärts gelesen identisch bleiben, jeder Krebskanon ist ein musikalisches Palindrom. Der Komponist benutzte analog hierzu musikalische Stilmittel wie Auf- und Abwärtsläufe, dynamische Steigerungen oder prägnante Staccati. Eine von Renate Poncette gezupfte Basssaite des Flügels bildete das Zentrum, von dem aus alles wieder rückwärts abgewickelt wurde. Es entstand eine verdichtete Klangballung mit formelhafter Detailschärfe und gleichzeitig weiträumigen Gesten.
Natürlich darf bei einem Klavierduo-Konzert auch Franz Schubert nicht fehlen. Den Höhepunkt seines Schaffens stellt die »Fantasie f-Moll« aus seinem Sterbejahr 1828 dar. Die beiden Künstler gestalteten das beeindruckende Werk in tonlicher Synchronisation, die die harmonischen Strukturen und schmerzvollen melodischen Veränderungen tief zum Ausdruck brachten. Edvard Griegs schwungvoll interpretierten »Norwegische Tänze« von 1881 beendeten sozusagen als vorweggenommene Zugabe das gediegene Klavierkonzert.

Artikel vom 09.11.2004