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Feuerzeuggas tötet Schüler

13-Jähriger konnte nicht wiederbelebt werden - Freunde geschockt

Von Wolfgang Wotke
Rheda-Wiedenbrück (WB). Auf tragische Weise ist am Donnerstagabend der 13-jährige Patrick D. aus Wiedenbrück ums Leben gekommen. Der Junge hatte sich in einem Supermarkt an der Hauptstraße eine Nachfüllflasche mit Feuerzeuggas gekauft. Das lebensgefährliche Butangas soll er laut Staatsanwaltschaft in eine Plastiktüte gefüllt und mehrmals eingeatmet haben. Dann sei er plötzlich umgefallen. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Seine Freunde waren gestern sichtlich geschockt und spendeten sich gegenseitigen Trost. Sie erzählten, dass Patrick in der Vergangenheit des öfteren Suizidgedanken geäußert habe. Außerdem soll der 13-Jährige seit längerem Drogenprobleme gehabt haben.
Der Gesamtschüler, der laut des ermittelnden Staatsanwaltes Christoph Mackel in geordneten familiären Verhältnissen aufgewachsen ist, war gegen 18 Uhr auf einem Hinterhof des Supermarktes an der Hauptstraße zwischen Müllcontainern leblos aufgefunden worden. Ein herbeigerufenes Rettungsteam und ein Notarzt versuchten 45 Minuten lang vergeblich, den Jungen wiederzubeleben. Staatsanwalt Mackel gab gestern nachmittag das Obduktionsergebnis bekannt. Demnach habe Patrick D. unmittelbar nach der Einatmung des Isobutangases einen Herzstillstand erlitten.
Nach Erkenntnissen der »Kinder- & Jugendärzte im Netz« nehme das gefährliche »Gasschnüffeln« bei Jugendlichen zu. Das berichtet die Organisation auf ihrer Internetseite. Fast die Hälfte der seit 1998 bekannt gewordenen 18 Fälle seien in diesem Jahr registriert worden. Geschnüffelt werde außer Feuerzeuggas auch Butan, das als Treibgas für Spraydosen dient. Die Zahl der Konsumenten insgesamt lasse sich kaum schätzen. Bekannt werden meist nur Vergiftungsfälle. Wahrscheinlich gäbe es eine hohe Dunkelziffer, da das Gasschnüffeln als billige Variante des Drogenkonsums bei Jugendlichen bekannt sei.
Die Gemische aus Propan und Butan in Treibgasen führen rasch zu Bewusstseinstrübung, so dass die Jugendlichen das weitere Einatmen der Gase kaum noch steuern können. Die Folgen: lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen sowie Hirnschäden, die innerhalb weniger Minuten eintreten. In der kommenden Woche will die Polizei dazu eine Pressekonferenz geben.

Artikel vom 06.11.2004