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Überall lauern Bildzitate

Städtische Galerie zeigt Werke von Friedemann Hahn

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Der Titel ist gut gewählt: In Friedemann Hahns »Bild-Welten« entfaltet sich eine plurale Sicht auf das Leben und seine Vermittlung in Kunst und Medien.

Zum ersten Mal ist jetzt eine facettenreiche Ausstellung mit Bildern des im Schwarzwald lebenden Malers in Paderborn zu sehen. Die Städtische Galerie und der Kunstverein haben am Abdinghof gemeinsam Raum geschaffen für seine zum Teil großformatigen Arbeiten. Die Leiterin der Städtischen Galerien, Dr. Andrea Wandschneider, ist stolz darauf, mit Hahn »einen der prominentesten Vertreter der zeitgenössischen figurativen Malerei« präsentieren zu können. Eröffnet wird die Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers an diesem Sonntag um 11.30 Uhr.
Ausgewählt hat Wandschneider Werke aus mehreren Schaffensperioden des Künstlers, die in der Zusammenschau trotz ihrer ganz unterschiedlichen Sujets seine typische Handschrift erkennen lassen. Immer wieder geht es Hahn um die Sichtbarmachung vorgeprägter künstlerischer und ästhetischer Strukturen, um die Verdinglichung eines kulturellen Kanons, der in seinen Arbeiten ganz bewusst durchscheint. Überall lauern bekannte Bildzitate.
Hahn gibt sich dabei überhaupt keine Mühe, die Bezüge zu kaschieren - im Gegenteil. Ganz ungeniert rückt er die Ikonen der modernen Kunstgeschichte ins Bild. So sind es die bekannten Selbstporträts vor allem von Vincent van Gogh, aber auch von Claude Monet und Ernst Ludwig Kirchner, die dem 55-jährigen Künstler als schöpferisches Material für seine im expressiv-gestischen Malduktus komponierten Leinwand-Projektionen dienen.
Breiten Raum nehmen in der Ausstellung die »Seestücke« ein. Hahn, der sich selbst als »Malereifahrer« versteht, entführt seine Betrachter in die Häfen Londons und New Yorks, die moorgrün oder nachtblau die gespenstische Kulisse für den Traum von der großen weiten Welt abgeben. Auf anderen Bildern stehen Passagiere erwartungsvoll an der Reling oder winken zurück an den Kai. Vertraut und doch fremd wirken auch die in Öl gebannten Filmszenen sowie die Anleihen an die traditionelle japanische Holzschnittkunst.
Bei der Eröffnung am Sonntag führt Dr. Andrea Wandschneider in die Ausstellung ein, die bis zum 23. Januar 2005 gezeigt wird. Erhältlich ist dazu auch ein farbiger Katalog (14 Euro).

Artikel vom 06.11.2004