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Schicksal unter Hitlers Terror

St. Michael: Anne-Frank-Projekt

Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Für Millionen von Menschen in aller Welt ist Anne Frank durch ihr Tagebuch zu einem Symbol für den Völkermord an den Juden durch den NS-Terrorstaat geworden. Mit einer Ausstellung und einem großem Rahmenprogramm will das St. Michael-Gymnasium an das Schicksal des jüdischen Mädchens erinnern.

»Wenn in den Klassen sieben oder acht das 'Tagebuch der Anne Frank' gelesen wird, dann ist die Betroffenheit bei unseren Schülerinnen stets sehr groß«, erklärt Projektleiterin Elisabeth Cremer den Grund, weshalb sich die katholische Mädchenschule dazu entschlossen hat, aus der Pflichtlektüre ein Programmm zu entwickeln, das alle Bürger ansprechen will. Mit den Möglichkeiten und Mitteln des Gymnasiums allein wäre das nicht zu schaffen gewesen. Die Lehrerin für Deutsch und Geschichte hat deshalb mit ihrem Vorbereitungsteam Projektpartner gesucht.
Der wichtigste wurde in Berlin gefunden: Das Anne-Frank-Zentrum in der Hauptstadt präsentiert vom 8. bis 22. Dezember eine Wanderausstellung mit dem Titel »Anne Frank - eine Geschichte für heute« in der Aula der St. Michael-Schulen. Die Informationsschau mit Texten und Fotos wurde in Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam entwickelt und war bereits weltweit in 32 Ländern zu sehen.
Die Aula wird während der Ausstellungszeit täglich geöffnet sein; Schulklassen und Gruppen können sich schon jetzt anmelden (Tel. 05251/6939-110). Damit Kinder und Jugendliche bei ihrem Rundgang einen optimalen Zugang zu Person und Lebensgeschichte der Anne Frank bekommen, hat das Berliner Zentrum 32 St. Michael-Schülerinnen als Moderatoren »ausgebildet«.
Die erste Veranstaltung aus dem Rahmenprogramm ist bereits am Mittwoch, 10. November. Die Autorin Mirjam Pressler, die das Tagebuch neu aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt hat, wird zu zwei Lesungen erwartet. Karten sind in den Linnemann-Buchhandlungen erhältlich.
Ein anderer besonderer Gast ist Buddy Elias (79), ein Vetter der Anne Frank, der aus der Familiengeschichte erzählen und aus Briefen lesen wird (9. Januar). Elias ist Präsident des »Anne Frank Fonds«, der die Autorenrechte der Tagebuchschreiberin verwaltet.
Ein wichtiger Projektpartner der Schule sind auch die Westfälischen Kammerspiele. Sie werden in einer Lesung die Frauen des 20. Juli 1944 vorstellen (14. Januar). Außerdem arbeitet Theaterpädagogin Kerstin Körner mit St. Michael-Schülerinnen an einer Inszenierung zum Thema »Anne Frank« (Premiere 19. Januar).
Auf dem Programm stehen außerdem ein Vortrag des Staatsschutzes Bielefeld über »Rechtsextremismus in OWL«, ein Stadtrundgang auf den Spuren des Nationalsozialismus, ein Vortrag von Prof. Dr. Dietmar Klenke über »Musik als Mittel der Nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik«, eine Podiusmdiskussion zur Frage »Die Deutschen: Täter oder Opfer?«, eine Filmreihe des »Cineplex« sowie ein Theaterstück mit Musik, das eine Vorstellung davon geben will, was es bedeutet, jahrelang in einem Versteck zu leben.

Artikel vom 06.11.2004