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Feuer spielte eine besondere Rolle

Gedenkveranstaltung »Weg der Erinnerung« zur Pogromnacht am 9. November

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Am 9. November 1938 brannten die Nationalsozialisten die jüdische Synagoge in Lübbecke nieder. Am Dienstag nächster Woche, 9. November, wird dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte mit der Mahnveranstaltung »Weg der Erinnerung« wach gerufen.

Seit Mitte der 80er Jahre wird in Lübbecke der Pogromnacht (»Reichskristallnacht«) gedacht. Breite Kreise der Bevölkerung bereiten die Feierstunde nicht nur vor, sondern gestalten sie auch aktiv mit aus. Beschränkte sich das Gedenken anfangs auf eine Gedenkstunde mit Ansprachen und Kranzniederlegung auf dem Platz der Synagoge, so wurde im Jahr 1998 der »Weg der Erinnerung« ins Leben gerufen. Unter der Federführung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde beteiligt sich in diesem Jahr erstmals die Freiwillige Feuerwehr daran. Nicht ohne Grund: Diesmal steht die Erinnerung an die Pogromnacht unter dem Motto »Feuer«.
Die Feierstunde am 9. November beginnt um 18 Uhr in der St. Andreas-Kirche. Sie wird vom Gospelchor »S(w)ing & Praise« und von Schülern der Jahrgangsstufe 10 des Wittekind-Gymnasiums gestaltet. Wie Pfarrer Frank Buhlmann anmerkt, werden dabei selbst verfasste fiktive Dialoge und ein Gedicht zum Thema »Was Feuer auslösen kann« vorgetragen.
Rund 40 Feuerwehrkameraden werden danach, gegen 18.20 Uhr, von der St. Andreas-Kirche zum Mahnmal marschieren, wo Stadtbrandmeister Christoph Stallmann und Stadtheimatpfleger Günter Niedringhaus um 18.30 Uhr in einem kurzen Dialog an das schreckliche Verbrechen vor 66 Jahren erinnern werden. »Welche Verantwortung die Feuerwehr hat« lautet hier das Thema. An der Ausgestaltung sind auch Schüler der Klasse 10 der Hauptschule Lübbecke beteiligt.
Die dritte Station auf dem »Weg der Erinnerung« ist um 19 Uhr der Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde. »Wie das Feuer wirkt« zeigt die Pestalozzi-Schule mit einem knapp 10-minütigen Schwarzlicht-Theaterspiel. An der rund einstündigen Gesamtveranstaltung sind neben den Kirchen, Schulen und der Feuerwehr auch die Stadt Lübbecke, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die jüdische Kultusgemeinde Minden beteiligt.
Pfarrer Eberhard Helling und Kantor Heinz-Hermann Grube vom Organisationsteam hoffen - wie in den Vorjahren - auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung auf dem »Weg der Erinnerung« von der Andreaskirche über den Platz der Synagoge bis zum katholischen Gemeindehaus.
Das Stadtarchiv Lübbecke bietet darüber hinaus Interessierten die Möglichkeit, ihr Wissen über Zusammenhänge und Hintergründe der Pogromnacht in Lübbecke zu vertiefen (Infotelefon: 29 82 57). Stadtarchivar Helmut Hüffmann und seine Mitarbeiterin Christel Droste: »Die Ereignisse seit dem frühen 19. Jahrhundert sind in der Stadtchronik festgehalten.«

Artikel vom 05.11.2004