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Zu groß, zu teuer
und fehl am Platz

Bürgerentscheid gegen Kammerspiele

Von Rüdiger Kache
Paderborn (WV). Am 28. November dürfen die Paderborner in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen, ob sie einen städtisch finanzierten Kammerspielneubau für 21 Millionen Euro auf dem Gelände der Volksbank haben wollen, oder nicht. Gewählt wird in 15 Wahllokalen im Stadtgebiet.

»Wir möchten, dass nicht allein der Rat, sondern eben alle Bürger mitbestimmen können, ob sie an dieser Stelle, in dieser Größenordnung und zu diesem Preis einen solchen Kulturbau wirklich wollen«, hoffen Hartmut Hüttemann (Freie Bürger-Initiative) und Harald Kayser, die Bürgerbegehren und -entscheid initiiert haben, auf eine möglichst große Beteiligung der Paderborner.
Als Knackpunkte für die hohe Investitionssumme aus öffentlichen Mitteln sieht Hüttemann die damit verbundene Verpflichtung, die Kammerspiele 50 Jahre lang an dieser Stelle auch betreiben zu müssen und die seiner Meinung nach überdimensionierte Größe mit einer Verdopplung der Plätze auf dann 400. Schon jetzt seien sie im Schnitt nur zu knapp 80 Prozent ausgelastet. »Sind es jetzt Zuschüsse von 60 Euro pro Karte, gehen die Subventionen dann in astronomische Höhen.«
Hüttemann und Kayser erinnern an den Bürgerentscheid gegen den Stadtwerkeverkauf aus dem Jahr 2001, als die erforderliche Zahl von 20 Prozent der Wahlberechtigten verfehlt wurde. Die Folgen: »Keine Kontrolle mehr bei E.ON über die Preisgestaltung, keine Mitbestimmung.« Hüttemann erinnert an das Versprechen von Bürgermeister Paus, den Erlös aus dem Stadtwerkeverkauf auch für den Abbau der städtischen Schulden zu verwenden.
Neben den 21 Millionen Investitionskosten für den Kammerspielneubau müssten auf 50 Jahre jährlich 100 000 Euro an Grundstückspacht hinzu gerechnet werden. Und: »700 000 Euro pro Jahr für entgangene Habenzinsen aus dem Stadt-Kapital (15 Mio.) und Darlehnszinsen für den Kreisanteil (sechs Mio.) am Neubau sind noch gar nicht berücksichtigt.«
Rund 21 600 Bürger müssen am 28. November bei der Wahl mit »ja« stimmen, um den Ratsbeschluss zu kippen und den Neubau zu verhindern. Hüttemann: »Auch wir sind natürlich für den Fortbestand der Kammerspiele, aber eben kleiner, preiswerter - und am Abdinghof oder an der Bahnhofstraße«

Artikel vom 05.11.2004