22.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schönes Leben des Landrates im Vorruhestand

Ohne Neidkomplex: Selbstversorgerclique der höheren Politiker- und Beamtenkaste


Mit Grausen lese ich seit vielen Jahren, mit welchen Pensionen und Übergangsgeldern höhere Beamte und Politiker in den vorzeitigen (un)verdienten Ruhestand versetzt werden. Jüngster Fall ist die Abwahl eines Landrates, der mit 51 Jahren und 62134 Euro Jahresgehalt (65 Prozent seiner bisherigen Bezüge) diesmal unfreiwillig in den Ruhestand geht.
Natürlich besteht zum Beispiel bei Landräten oder Bürgermeistern das Risiko einer Abwahl, dafür könnte man sie ja auch noch für einen gewissen Zeitraum (zum Beispiel drei bis fünf Jahre) mit bisherigen Bezügen versorgen.
Aber warum nur müssen diese Herrschaften ein Leben lang fürstlich von der Allgemeinheit unterhalten werden, selbst wenn anschließend noch ein hoch dotierter Job in der Wirtschaft winkt?
Zum Vergleich: Viele unverschuldet von Arbeitslosigkeit getroffenen »kleinen« Arbeiter und Facharbeiter müssen nach einem Jahr Arbeitslosengeld zum Sozialamt rennen, wo sie dann ihre gesamten Vermögensverhältnisse offenlegen müssen (Hartz IV).
Einem Großteil der Bevölkerung (ohne Neidkomplexe) drängt sich der Eindruck einer Selbstversorgerclique bezüglich der höheren Politiker- und Beamtenkaste geradezu auf. Wahrscheinlich ist dies einer der Hauptgründe für die niedrigen Wahlbeteiligungen.
Natürlich gab es und gibt es auch immer wieder Skandale in der Privatwirtschaft aufgrund von Abfindungen und »Anerkennungsprämien« (siehe Klaus Esser und Ron Sommer). Hier müssen jedoch »nur« die jeweiligen Belegschaften und nicht die Allgemeinschaft für die Unverschämtheiten der Manager bluten.
In der höheren Politiker- und Beamtenschaft gibt es Tausende, (eher Zigtausende) die sich ein schönes Leben machen, weil sie vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden sind. Die Weltekes, die Gersters und mancher ehemalige Landrat und Polizeipräsident sind nur die Spitze des Eisbergs. Der Einwand einzelner Politiker, in der freien Wirtshaft könnten sie ein Vielfaches verdienen, zeugt nur von Arroganz und Selbstüberschätzung. Bundeskanzler Schröder hat bezüglich »Raffkementalität« nur die halbe Wahrheit gesagt.KARL-HEINZ FROMME33181 Bad Wbg.-Helmern

Artikel vom 22.11.2004