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Heikles Thema im
Dialog mit New Haven

Piumer gespannt auf den Ausgang der Wahl in den USA

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen (WB). Während Pium schlief, wurden in der amerikanischen Partnerstadt New Haven Stimmen gezählt. Ganz gespannt auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen sind viele Borgholzhausener.

Seit zehn Jahren verbindet sie eine enge Freundschaft mit den Bewohnern der kleinen Stadt im Bundesstaat Missouri. So telefonierte Lothar Ropohl, der Vorsitzende des hiesigen Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises, erst gestern Nachmittag um 15 Uhr noch mit seinem »Pendant« in New Haven. Brenda Moran wollte sich um 8 Uhr Ortszeit (minus 7 Stunden) gerade auf den Weg ins Wahllokal machen, um vor der Arbeit ihre Stimme abzugeben.
1800 Einwohner zählt die Kleinstadt. Rund 900 von ihnen haben sich in der Wählerliste registrieren lassen und bis 2 Uhr unserer Zeit (19 Uhr Ortszeit) nicht nur den Präsidenten, sondern auch einen neuen Gouverneur für Missouri gewählt. Während New Haven eher republikanisch ausgerichtet ist, hatte Missouri mit Bob Holden bislang einen demokratischen Gouverneur.
Eng verbunden mit dem US-Bundesstaat ist auch Justus Graf von Kerßenbrock-Praschma. Er besitzt nicht nur Land in Pium, sondern auch in Missouri in den Counties Mississippi und New Madrid. Gemeinsam mit zwei Farmern baut der Herr von Gut Brincke dort Sojabohnen, Baumwolle, Mais, Weizen und mehr an. Die Ernte wird geteilt. Drei bis vier Mal im Jahr ist er für einige Wochen vor Ort und besucht dann auch häufig New Haven, wo er inzwischen viele Menschen kennt. »Ich habe sogar eine ÝgreencardÜ, bin aber nicht wahlberechtigt. Ob Bush oder Kerry siegt - im ländlichen Missouri wird sich nichts verändern«, ist der Graf überzeugt. Er unterstützt übrigens auch den Deutsch-Amerikanischen Freundeskreis.
Zu dessen Gründungsmitgliedern zählt Bürgermeister Klemens Keller. »Offiziell sprechen wir im Rahmen der partnerschaftlichen Beziehungen selten über Politik, in privaten Gesprächen nur hin und wieder. Die Amerikaner schätzen es gar nicht, wenn sich andere einmischen. Wenn es um die Wahl ihres Präsidenten geht, dann ist das ihrer Meinung nach ihre ureigenste Angelegenheit«, berichtet der Bürgermeister, der Beisitzer im Vorstand ist.
Diese Erfahrung hat auch Martin Majewski gemacht, der von Anfang an zum Freundeskreis-Vorstand zählt und einige private Kontakte in New Haven hat. »Ich hoffe, dass es bei dieser Wahl keine Ungereimtheiten und Manipulationen gibt. Es ist wichtig, dass alles demokratisch und gerecht verläuft«, sagt der Piumer.
Gespannt auf den Ausgang der Wahl ist auch Ruth Grunewald, die stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises. »Während des Irak-Krieges sind einige andere Deutsch-Amerikanische Freundeskreise zerbrochen aufgrund von politischen Auseinandersetzungen. Wir pflegen nach wie vor sehr gute Kontakte«, sagt die Barnhausenerin.
Gerade Bushs Anti-Terror-Politik sei ein schwieriges Thema, das Fingerspitzengefühl bei Gesprächen mit den amerikanischen Freunden erfordere. Natürlich habe sie mit ihnen allgemein über das Thema Präsidentschaftswahlen gesprochen. Tom Anderson aus New Haven hat ihr Folgendes dazu per E-Mail geschrieben: »Demokratie ist wie Würstchen-Machen. Es ist nicht gut anzusehen, aber am Ende hat man etwas Besseres als zu Beginn.«

Artikel vom 03.11.2004