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Wassertheater im Aawiesenpark

Verwaltung hegt Umbaupläne für Aa - Radewiger Wehr abreißen

Von Gerold Brinkmann
Herford (HK). Es gehört seit Jahrzehnten zum Stadtbild wie das Münster und die Jakobikirche: das Radewiger Wehr mit der aufgestauten Aa. Doch diese Bild könnte demnächst der Vergangeheit angehören. Denn die Bauverwaltung hegt durchgreifende Umbaupläne.

Diese wurden Mitte Oktober bei einem Treffen von Verwaltungsmitarbeitern, Umweltschützern und Wassserbauingenieuren im Technischen Rathaus erörtert. Im Mittelpunkt steht der Umbau der Aa auf einer Länge von 1,7 Kilometern zwischen Radewiger Wehr und der Umgehungsstraße (B 239).
Auslöser ist die alte Wehranlage, die marode ist und bei Hochwasser eine echte Gefahr für die Radewig darstellt. Das Wasser würde sich bis über den Gänsemarkt hinaus ergießen. Handlungsbedarf ist gegeben, zumal das Elbe-Hochwasser 2002 allen die schlimmen Folgen eines Hochwasssers vor Augen führte. Und im Nachgang gab es auch in Herford Diskussionen um geeignete Maßnahmen. Dabei gehörte auch dem Wehr erhöhte Aufmerksamkeit.
Die Verwaltung schaltete zwei Büros ein, Sönnichsen für Wasserbau und Schmidt für die Hydrogeologie, um Vorschläge zu erarbeiten. Die Büros empfehlen den Abriss der Wehranlagen an der Radewiger Mühle und am Stadtgraben. Das hat erhebliche Konsequenzen. Der Wasserspiegel der Aa fällt am Wehr um bis zu 2,70 Meter und in Höhe der Umgehungsstraße immer noch um einen Meter. Aus der breiten Aa wird ein vergleichsweise schmales Rinnsal. Das wirkt sich kräftig auf die Optik aus. Der Besucher schaut nicht mehr auf ruhiges, aufgestautes Wasser, sondern auf einen schmalen Wassergraben.
Und der führt eher qualitativ schlechtes Wasser mit sich. Schon jetzt wird der Aa die Gewässergütequalität III attestiert - auch weil das in den Klärwerken Heepen und Brake gereinigte Abwasser nach Herford transportieren muss.
Die Umweltschützer sind über die Pläne der Bauverwaltung nicht nur glücklich. Zwar befürworten sie den Abriss des Wehres, doch fürchten sie um den alten Baumbestand Richtung B 239, um schöne Kopfweiden, zum Teil von der Stadt gepflanzt, um einen Schilfstreifen hinter dem neuen Parkhaus für die Berufsschüler, um den Teich im Park und vertrocknete Teiche an der Umgehungsstraße. Auch Teich- und Reiherenten, Zwergtaucher und Kormorane, die sich an der Aa niederlassen, könnten verschwinden, fürchtet Alfred Niemeier, Mitglied im Landschaftsbeirat und Teilnehmer der Expertenrunde.
Er würde sich wünschen, dass die Stadt so genannte Sohlgleiter, eine Art künstliche Rampe, in die Aa einbaut. Dadurch würde das Wasser noch ein wenig aufgestaut, aber nur soviel, dass Lachse und Forellen flussaufwärts wandern können.
Viel teurer dürfte dagegen werden, was die Planer mit dem Aa-Wiesenpark vorhaben. Die Deichanlage längs der Aa soll eingeebnet werden, ein künstlicher Nebenarm der Aa sich durch den Park schlängeln. Die Kinder sollen an einem Wassserspielplatz planschen und die Erwachsenen in einem »Theater am Wasser« Kultur genießen.
Dabei ist der Park erst 1986/87 für damals 750 000 Mark geschaffen worden. Und die Naturschützer spendeten 8 000 Mark für den Teich. Außerdem müsste der Park in Zukunft als Überschwemmungsfläche für Aa-Hochwasser dienen. Das ist für die Anwohner am Eisgraben kein verlockender Gedanke.

Artikel vom 03.11.2004