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Erster Sieg unter Freunden

Werder unterliegt SCP 0:1 - Dotchev schlägt und tröstet Wolter

Von Peter Klute
Bremen (WV). Sie absolvierten gemeinsam die Ausbildung zum Fußball-Lehrer, seitdem verbindet Thomas Wolter und Pavel Dotchev mehr als nur ihre Trainertätigkeit in der Fußball-Regionalliga. Bislang taten sich die Freunde bei direkten Duellen der Amateure des SV Werder Bremen gegen den SC Paderborn 07 nicht weh: drei Spiele, drei Unentschieden. Am Samstag brach Dotchev den Freundschaftsbann, mit dem 1:0-Sieg entführte der SCP die drei Punkte von der Weser.

Dotchev und Wolter lagen in ihrer Gefühlslage anschließend genauso meilenweit voneinander entfernt wie es ihre Mannschaften zuvor auf dem Platz gewesen waren. Selten haben die Paderborner einen Liga-Kollegen so dominiert wie am Samstag. Das knappe Ergebnis spiegelt die Kräfteverhältnisse während der 90 Minuten nicht annähernd wider.
Das sah auch Wolter so: »Ich mache es mal kurz und schmerzlos. Ich habe nicht viel zu sagen zu dieser Leistung. Die Niederlage ist um einige Tore zu niedrig ausgefallen. Vielen Dank.« Da war einer restlos bedient und hatte nichts mehr hinzuzufügen. Im Gegensatz dazu hatte sich der nur wenige Meter entfernte Dotchev bei seiner Analyse zuvor in einen regelrechten Rausch geredet. Der Bulgare war von dem Auftreten seines Rumpfteams - ohne den gesperrten Kapitän Thijs Waterink sowie die verletzten Guido Spork, René Müller, Markus Krösche und Georgi Donkov - restlos begeistert: »Die Mannschaft hat sich zu 100 Prozent an die taktischen Vorgaben gehalten und sehr gut gespielt. Nach zwei Unentschieden war dieser Sieg sehr wichtig und hoch verdient. Jetzt sind wir wieder voll im Geschäft und können das Pokal-Spiel am Mittwoch gegen Freiburg richtig genießen.« Der achte Saisondreier, er hätte in der Tat weitaus höher ausfallen müssen. »Das einzige Manko war, dass wir das zweite und dritte Tor nicht gemacht haben«, gab Benjamin Schüßler zu.
Der entscheidende Treffer fiel bereits in der sechsten Minute. Ein Freistoß von Stephan Maaß, der erst kurz vor dem Anpfiff für Markus Krösche in die erste Elf gerutscht war, landete bei Alexander Löbe und der Ersatz-Kapitän markierte im Fallen sein drittes Saisontor. Zweikampfstark, sehr kompakt und kombinationssicher beherrschte der SCP die Bremer nach Belieben. 11:3 Ecken und eine Torschussbilanz von 17:2 für die Gäste sagen alles. Aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung ragten der neue Abwehrchef Bernd Eigner und Alessandro da Silva heraus. Der kleine Brasilianer machte sich mit seiner besten Saisonleistung selbst das schönste Geschenk zu seinem 34. Geburtstag am gestrigen Sonntag.
Maaß, Schüßler und vor allem Löbe hatten weitere hochkarätige Chancen, die sie nicht nutzten. Doch gezittert werden musste gegen harmlose Werderaner nicht. So erlebte Torwart Stephan Loboué ein äußerst geruhsames Comeback. »Da hätte auch unser Co-Trainer Markus Gellhaus zwischen den Pfosten stehen können«, scherzte Eigner.
Nur Thomas Wolter war nach dem Schlusspfiff verständlicherweise der Humor vergangen. Nach der Pressekonferenz setzte sich Dotchev zu ihm und verabschiedete sich mit einer innigen Umarmung. Das dürfte den Ex-Nationalspieler (ein Einsatz im DFB-Trikot 1992 gegen Brasilien) aber nicht wirklich getröstet haben.

Artikel vom 08.11.2004