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Udo Lindenberg als
Überraschungsgast

Sänger kommt extra für Blues-Festival nach Halle

Halle (LL). Nur wegen einer einzigen Dame hatte er sich nach Halle bringen lassen: Udo Lindenberg war am Samstagabend der Überraschungsgast beim siebenstündigen B & W-Rhythm 'n' Blues Festival im Event Center. Die attraktive Sängerin Ana Popovic hatte es dem Hamburger angetan. Mit ihr wird er die Produktion für sein neues Album beginnen.

Nicht still und heimlich, sondern mit Ankündigung hatte Udo Lindenberg sich gegen 20.40 Uhr unter die 1300 Zuschauer gemischt. Sein Platz: von der Bühne aus gesehen vorne links. Seine Tischnachbarn: Ralf und Udo Weber. Gemeinsam wurden sie Zeuge der Wiedergeburt Jimi Hendrix' - nur dieses Mal als Frau.
Die gebürtige Jugoslawin Ana Popovic ließ recht schnell erkennen, warum Männer wegen ihr 200 Kilometer durch die Nacht fahren. Ihre Stimme war durchdringend, ihr Gitarrenspiel abgeklärt - und das, obwohl sie gerade einmal 26 Jahre alt ist - und ihr Aussehen hätte durchaus auch in der Pop-Szene mithalten können. Kein Wunder, dass Udo Lindenberg sich nach dem Auftritt recht schnell mit der Wahl-Holländerin einigte. Beide Seiten betrachteten die künftige Zusammenarbeit »als Ehre«.
Nicht minder interessant als die Zukunft war die Gegenwart. Denn abseits von Verhandlungen wurde natürlich auch gespielt. Das Beste, was Deutschland derzeit im Blues-Bereich zu bieten hat, gab sich bei der zweiten Auflage des Festivals ein Stelldichein. Ob Christian Willisohn, der dieses Mal seine Band gleich mitgebracht hatte, die einzigartige Lillian Boutté, Bernard Allison oder der rockige Rudy Rotta - weder die Zuschauer noch die Künstler untereinander vermissten einen Interpreten. »So etwas wie hier gibt es kein zweites Mal«, sagte Todor »Toscho« Todorovic im exklusiven Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. »Alle Musiker und Sänger beherrschen ihr Handwerk vom Feinsten.«
Was sie allesamt verbindet, ist einerseits die Faszination des Blues, andererseits ein enormes Gemeinschaftsgefühl. »Wir halten auch privat ständig Kontakt miteinander«, erzählt der Sänger und Komponist der Blues Company im Hinblick auf die zahlreichen E-Mails und Briefe, die quer durch die Welt gehen. »Und wenn, wie im Event Center, Atmosphäre und technische Ausstattung stimmen, sehen wir uns natürlich noch lieber wieder.«
Eines konnte der Frontmann aber nicht leugnen: die Aufregung vor dem Auftritt. »Wir feiern heute Premiere in großer Besetzung«. Doch, und das weiß keiner besser als »Toscho« selbst: »Blues ist wie Gumbo, ein Eintopf aus New Orleans. Man wirft allerlei Zutaten und Reste hinein und am Ende wird's schon schmecken.«

Artikel vom 01.11.2004