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Zurück auf Boden der Tatsachen

TuS N-Lübbecke muss in Düsseldorf in ernüchternde 24:27-Niederlage einwilligen

Lübbecke/Düsseldorf (Les). Hatten die Fans des heimischen Handball-Erst-Bundesligisten TuS N-Lübbecke am Samstagmorgen noch bei der Lektüre der WESTFALEN-BLATTVorschau auf das Duell der beiden Aufsteiger HSG Düsseldorf und TuS N-Lübbecke müde gelächelt, als sie den Pfänder-Satz: »Wir fahren nicht als Favorit nach Düsseldorf,« gelesen hatten, so war ihnen spätestens um 20 Uhr das Lachen vergangen.

Denn da stand auf der Anzeigetafel der Sporthalle in Ratingen ein 27:24 - allerdings nicht für die Sieben vom Wiehen, sondern für die Mannschaft aus der Landeshauptstadt. Die HSG Düsseldorrf hatte das Duell der beiden Aufsteiger, der beiden Zweit-Liga-Gruppensieger mit eben jenem Ergebnis für sich entschieden. Willkommen, TuS N-Lübbecke, auf dem Boden der Tatsachen.
Aber tatsächlich bescheinigte TuS-Pressesprecher Helge-Olaf Käding dem bisher so glänzend auftrumpfenden TuS N-Lübbecke die wohl schlechteste Saisonleistung, in der der TuS im Verlauf des gesamten Spiels kein Mittel fand gegen die aggressive Abwehr - Spielertrainer Nils Lehmann bildete darin den ruhenden Pol im Mittelblock - der Gastgeber.
Und schaffte man es endlich einmal, dieses Bollwerk zu überwinden, so übertraf man sich auf TuS-Seite im Auslassen von klarsten Chancen. Zuhauf, heißt es da, wurden solche Torgelegenheiten vergeben.
Gleichwohl konnten sowohl Trainer Jens Pfänder als auch die mitgereisten Fans beim Seitenwechsel noch hoffen. Schlimmer, so dachte man, als im ersten Spielabschnitt könne es ja wohl kaum kommen. Doch es kam noch schlimmer. Aus dem 13:11-Vorsprung der Hausherren beim Gang in die Kabinen wurde erst ein 15:11. Fünf absolut torlose Minuten folgten. Weder dem TuS, noch der HSG war es möglich, den Doppelpfiff den beiden Unparteiischen Lars Geipel/Marcus Helbig zu entlocken. Erst in der 37. Minute traf Robert Heinrichs für die HSG zum 16:11. Und der TuS N-Lübbecke? Der hielt sich weiterhin vornehm zurück. Überließ das Torewerfen weiterhin nur den Gastgebern.
Trainer Jens Pfänder befürchtete schon das Schlimmste, als er in der 42. Minute auf die Anzeigetafeln blickte, dort ein 20:11 prangen sah. Zwölf Minuten ohne Torerfolg. Eine schier unglaubliche Fehler- und Fehlqoute. Erst Fabian van Olphen war es, der den TuS N-Lübbecke aus dieser Verzweiflung erlöste, in der 42. Minute zum ersten Mal einnetzte, den Bann brach. Bis zur 47. Minute hatte sich der TuS N-Lübbecke wieder einigermaßen berappelt. Beim 23:17 schien das beim 23:13 drohende Debakel erstmals wieder abgewendet.
Als Jens Pfänder dann sein Angriffs-System umstellte, jetzt mit zwei Kreisläufern agierte, konnte wenigstens dieser Abstand in etwa gehalten werden. Doch erst in den letzten vier Minuten, als die Hausherren im Gefühl des sicheren Sieges erheblich nachließen, gelang die wirkliche Resultatsverbesserung. Aus dem 27:19 machten die Gäste aus dem Altkreis Lübbecke wenigstens noch das optisch erträgliche 27:24. Wobei man sich beim TuS N-Lübbecke noch bei Torhüter Nandor Fazekas bedanken durfte. Denn der trug mit einer Vielzahl von guten Paraden - insgesamt wurden 19 notiert - dazu bei, dass es am Rhein tatsächlich nicht zum Untergang kam.
Worüber sich HSG-Spielertrainer Nils Lehmann doch ein wenig ärgerte: »Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir nur mit drei Treffern gewonnen haben. Aber uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Wir haben vorher gesagt, dass wir Nettelstedt niederkämpfen müssen. Das ist uns gelungen. Wir haben uns das Glück bei den Abprallern und den vergebenen Chancen der Nettelstedter erkämpft.«
TuS-Coach Jens Pfänder erkannte die Niederlage in der Landeshauptstadt als durchaus verdient an: »Es gab hier heute keinen Zweifel, wer hier als Sieger vom Parkett gehen würde. Das hat man von der ersten Minute an gesehen. Wir hatten Probleme, ins Spiel zu kommen und auf unsere etwas offene Dekcung hatte die HSG die passende Antwort.« Zum Seitenwechsel fühlte sich der TuS-Coach auch ganz stark an die verloren gegangene Begegnung in Wetzlar erinnert und stellte letztlich fest: »Wir haben nach der Halbzeit drei Gegenstöße vergeben. Das hat uns das Genick gebrochen.« Und er vervollständigte: »Wir sind Aufsteiger und müssen uns auf jeden Gegener akribisch vorbereiten und vor jedem Gegner Respekt haben Das hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.«

Artikel vom 01.11.2004