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Aus dem Nichts zum Pferdeparadies

Matthias Kahler leitet neues Gestüt

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Ruhe liegt über dem Westfalenhof, vereinzelt ein Schnauben oder ein Huftritt aus den Boxen. Auf der Koppel grasen friedlich Jungpferde und Mutterstuten, in der Führmaschine bewegen sich die Drei- und Vierjährigen. Ein Paradies für Pferdeliebhaber, und Matthias Kahler kann es den ganzen Tag genießen. Er ist hier Gestütsleiter.

Seit 2002 aus Gut Friedrichsruh das Gestüt Westfalenhof geworden ist, lebt der 36-jährige Hesse mit Ehefrau und Sohn auf dem Gehringschen Hof und ist als Gestütsleiter Pferdebetreuer, Züchter und Gutsverwalter in einer Person. Ein seltener Beruf, und für den gelernten Pferdewirt mit Studienabschluss in Agrarwissenschaften der Traumberuf schlechthin. Zumal Matthias Kahler vor der Herausforderung stand, ganz bei Null anzufangen. Denn zu Beginn stand nicht ein einziges Pferd in den modernen, neu gebauten Ställen. »Ich war der erste, der hier gefegt, den Mist gefahren -Ê und die ersten Pferde in Empfang genommen hat.«
Den Anfang machten auf dem Westfalenhof zwei tragende Zuchtstuten, dann kamen junge Pferde hinzu, aber höchstens sechs Jungpferde pro Altersgruppe. Mittlerweise -Êdie ersten Fohlen wurden geboren, die ersten Jungpferde eingeritten - gibt es insgesamt 30 Tiere, überwiegend Westfalen, im Gestüt, keines ist älter als vier Jahre. »Unser Ziel ist es, elegante Sportpferde für die Turnierreiterei zu züchten und zu verkaufen.« Da ist noch viel Geduld notwendig, denn erst mit etwa acht Jahren ist ein Turnierpferd wirklich gut geritten und hat schon erste Erfahrungen bei Championaten gesammelt, so dass es dann verkauft werden kann.
Den ersten Kontakt mit Trense, Sattel und Reiter, den stellt Matthias Kahler bei seinen Schützlingen selbst her. Doch das spezielle Vorbereiten auf den Springsport, daserledigt ein angestellter Bereiter. Dann gibt es noch eine vollangestellte zweite Kraft sowie eine Teilzeithilfe im Westfalenhof-Team.
Zu den Aufgaben von Matthias Kahler gehört neben der alltäglichen Pflege, dem Füttern und Reiten auch die Organisation des Betriebs und die Planung der Zucht. »Das A und O ist die Mutterstute«, sagt er. »Viele Züchter sind zu stark auf das Vatertier fixiert und sind enttäuscht, wenn kein erfolgreiches Sportpferd herauskommt.« Deshalb achtet er genau darauf, dass entweder die Stute sportlich geprüft ist oder über entsprechende Gene verfügt.
Für die aktuellen Tendenzen in der Westfalen-Zucht hat Matthias Kahler auch einige kritische Worte übrig. Die Springveranlagungen seien nach den Vererbern Polydor und Pilot vernachlässigt worden. »Es geht jetzt immer stärker in Richtung Dressur, weil fast ausschließlich auf den Erscheinungstyp geachtet wird«, bedauert er.

Artikel vom 30.10.2004