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Von André Best

Aspekteder Woche

B 68: Wahnsinn ohne Ende?


27. Mai 2003: Crash auf der B 68 - Kindersitz rettet Baby das Leben. 4. Juni 2003: Müllmann rettet sich vor Lkw-Unfall. 18. Juni 2003: Auffahrunfall auf B 68 endet glimpflich. 20. August 2003: Unfall auf B 68 - Zwei Männer verletzt. 26. Dezember 2003: Auto prallt gegen Laster. 13. Januar 2004: Sattelzug fährt gegen Verkehrsinsel. 31. Mai 2004: Motorradfahrer schwer verletzt. 29. Oktober 2004: Lkw-Auffahrunfall löst Chaos auf der B 68 aus. Das B 68-»Unfallprotokoll« der vergangenen Monate - grob zusammengefasst - spricht Bände. Es grenzt an ein Wunder, dass auf der Bundesstraße zuletzt kein einziger Mensch sein Leben lassen musste.
Über die Bundesstraße 68 und Autobahn 33 sind in all den Jahrzehnten bereits tonnenweise Zeitungsseiten vollgeschrieben worden. Aber das, was einige B 68-Anlieger gestern dem WESTFALEN-BLATT geschildert haben, ist in der Tat der pure Wahnsinn und eine einzige Katastrophe. Die Anwohner haben Recht, wenn sie voller Sorge fragen: »Muss denn hier erst ein Tanklastzug explodieren, ein Schulbus mit vielen Kindern verunglücken oder ein Sattelschlepper in unser Wohnzimmer fahren, damit endlich gehandelt wird?«
Die Familien, die an der B 68 »leben«, können einem nur Leid tun. Sie müssen tagtäglich den dröhnenden Lärm, Dreck und Unfälle am laufenden Band ertragen. Mehr als 70 000 Lastwagen pro Monat donnern zwischen Borgholzhausen und Bielefeld hin und her - wie lange kann das noch gutgehen? Wann wird hier Schlimmeres passieren? Wie lange dauert es noch, bis auf der B 68 eine noch größere Katastrophe geschieht? Und wann müssen hier gar Menschen sterben?
In Borgholzhausen, Halle und Steinhagen ist aus dem B 68-Verkehrskollaps längst ein B 68-Verkehrsinfarkt geworden. Der Verkehrstod als »Spitze« steht jedoch noch aus. Denn mittlerweile ist es ja wissenschaftlich belegt: Wenn es in zehn Jahren keine Autobahn gibt, geht auf der B 68 gar nichts mehr. Und dass, obwohl schon jetzt gar nichts mehr geht.
Eine durchgebaute ortsnahe A 33 bringt bis zu 69 Prozent Entlastung auf der B 68. Man kann sich nur wünschen, dass die Politiker endlich wach werden und schnell handeln. Sonst wird aus dem B 68-Unfallprotokoll irgendwann einmal eine Todesliste.

Artikel vom 30.10.2004