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B 68-Anlieger täglich in Lebensgefahr

Lärm, Dreck und schwere Unfälle: Familien fordern Politiker auf, endlich zu handeln

Von André Best
Halle (WB). »Wir wohnen nun schon seit mehreren Jahren an der B 68 und müssen Lärm, Dreck und regelmäßig schwere Unfälle ertragen - jetzt reicht's.« Die Anwohner der B 68 richten sich öffentlich an die Politik und fragen: »Müssen hier erst Menschen sterben, damit der Wahnsinn an der B 68 ein Ende hat?«

Anja Höner zu Köcker und ihr Mann Christian leben seit acht Jahren an der B 68 in Künsebeck, etwa in Höhe der Hauptstraße - dort, wo sie am Donnerstagnachmittag erneut ein schwerer Unfall in Angst und Schrecken versetzte. Das Paar hat zwei Kinder, Maurice (7) und Cederic (3). »Wir haben Angst um sie. Alleine das Überqueren der B 68 bringt sie in Lebensgefahr«, sagt Anja Höner zu Köcker.
Nicht anders geht es Daniela Gerdes, die mit ihren Kindern Jonas (7), Jan (4) und Jendrik (1) seit acht Jahren an der Bundesstraße wohnt. »Es ist mittlerweile unerträglich. Mindestens vier Mal täglich muss ich auf die B 68 fahren, um zum Kindergarten oder zur Schule zu kommen oder einfach nur einzukaufen. Es ist jeden Tag ein Spießrutenlauf«, sagt die Mutter. »Der Weg zur Schule oder in den Kindergarten ist wie russisches Roulette - jeden Moment kannst du oder deine Kinder tot sein«, so Anja Höner zu Köcker.
Nicht nur diese beiden Familien leiden. Auch Wilfried Gerdes (73), der sein ganzes Leben an der B 68 wohnt, und Eduard Höner zu Köcker aus Amshausen, seit mehr als 30 Jahren »B-68-Geschädigter«, sehen in den Diskussionen um die A 33 ein einziges Trauerspiel. »Wir brauchen den schnellen Lückenschluss - sonst passiert hier irgendwann einmal eine Katastrophe«, sagt Wilfried Gerdes. »Muss denn hier erst ein Tanklastzug explodieren, ein Schulbus mit Kindern verunglücken oder ein Sattelschlepper in unser Wohnzimmer fahren, damit endlich gehandelt wird?«, fragt seine Tochter Anja. Sie ergänzt: »Die Politiker müssen aufwachen. Und diejenigen, die die Südtrasse fordern, sind in Wahrheit nur Autobahn-Verhinderer. Die haben damals billiges Bauland erworben und fordern heute andere Trassen.«
Ganz abgesehen von der nicht vorhandenen Lebensqualität ohne jeglichen Lärmschutz an der B 68 - es sind die ganz normalen täglichen Dinge, die für die Anwohner fast schon unmöglich sind. »Wenn meine Kinder die Bundesstraße überqueren wollen, müssen sie den Fußgängerüberweg am Golfplatz in einigen hundert Metern Entfernung benutzen. Und auch hier fahren die Lkw einfach bei ÝRotÜ drüber«, sagt Manuela Gerdes. »Kürzlich war Kindergeburtstag - doch wo sollen die Gäste bloß parken, ohne möglicherweise von einem Lastwagen angefahren zu werden? « Die B 68-Anlieger sind rat- und hilfslos. Sie hoffen einfach nur, dass der Horror irgendwann zu Ende sein wird. Aspekte der Woche

Artikel vom 30.10.2004