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Prägende Eindrücke in der ewigen Stadt

Vorsitzender Günter Wittig berichtet von den Erlebnissen des Quartettvereins in Rom

Bad Oeynhausen/Rom (WB). Singen zur Papst-Audienz und Begleitung einer Messe im Kloster - das waren wohl die Höhepunkte für die 35 Sänger des Quartettvereins während ihres Aufenthaltes in Rom. Mit zahlreichen Auftritten unter der Führung von Chorleiter Reinhard Neumann begeisterten sie die Menschen, so dass auf beiden Seiten die Begegnungen zu beeindruckenden Erlebnissen wurden. Seit einigen Tagen ist der Chor wieder in der Heimat Bad Oeynhausen. Der Vorsitzende Günter Wittig hat für das WESTFALEN-BLATT die Reiseeindrücke zusammengefasst.

Am 18. Oktober, früh morgens um vier Uhr, brachen 35 Sänger des Quartettvereins in Begleitung ihrer Ehefrauen zu ihrer geplanten Reise nach Rom auf. Die Fahrt ging über Kassel, Ulm, Liechtenstein und der Schweiz über den verschneiten San Bernadino nach Italien, wo in der Toscana die erste Übernachtung eingeplant war. Am nächsten Tag ging die Reise an der Küste bis zu dem Badeort Anzio, wo der Chor für die Tage im Hotel dei Cesari sein Quartier aufschlug.
Sehr früh mussten die Sänger aus den Federn, um rechtzeitig zur Audienz beim Papst einzutreffen. Aber nun erlebten die Besucher aus Bad Oeynhausen das Verkehrschaos von Rom. Schrittweise quälten sich Autos und Busse durch die Via Aurelia, um zum Petersdom zu gelangen. Aufgrund der vielen Menschen - es mögen über 50 000 gewesen sein - und des schönen Wetters war die Audienz des Papstes auf den Petersplatz verlegt worden. In dem Augenblick, als die Sänger endlich den Petersplatz erreichten, fuhr Papst Paul II durch die Reihen und nahm unter dem Jubel der Besucher auf der Tribüne vor dem Petersdom Platz. Natürlich gab der Quartettverein an dem Obelisken auf dem Petersdom unter dem Beifall der Gläubigen, die aus allen Ländern angereist waren, eine Kostprobe seines Könnens.
Der Nachmittag war für ein Konzert bei den »Schwestern Unserer Lieben Frau« vorgesehen, in einem Kloster, das inmitten der Botschaftsgebäude an der Via della Camilluccia liegt. In der wunderschönen Kapelle hatten die Nonnen, die sich riesig auf den Besuch des Oeynhausener Chores gefreut haben, eine Messe vorgesehen, die der Quartettverein musikalisch gestalten sollte. Der Empfang war von einer außergewöhnlichen Herzlichkeit. Selbst die Generaloberin des Mutterhauses dieses Ordens ließ es sich nicht nehmen, die Besucher persönlich zu begrüßen.
Die Messe wurde gesanglich eröffnet mit dem Ambrosianischen Lobgesang. Lieder wie »Oh my Lord« mit dem Solisten Horst Sauer, »Wo die Liebe lebt« mit den Solisten Heinz Kruse und Fritz Bleibohm, »Zum Gloria«, »Sanctus« von Schubert, »Sancta Maria«, »Mögen sich die Wege« und dem Jerusalem-Lied sangen sich die Sänger aus Bad Oeynhausen in die Herzen der Zuhörer. Viele waren von den Vorführungen ergriffen und so manche Träne rollte über die Wangen.
Die Sänger des Quartettvereins unter der bewährten Leitung von Reinhard Neumann hatten den richtigen Ton getroffen, wobei die Leistung an Orgel und Klavier des jungen Christof Neumann ein besonderes Lob verdiente. Der Abschied fiel allen sehr schwer.
Der nächste Tag begann mit einem Besuch von San Paolo fuori le Mura, eine der vier römischen Patriarchal-Basiliken. Hier hängen 265 Medaillons mit den Porträts aller Päpste von Petrus bis Paul II.
Von hier aus ging es diesmal mit der U-Bahn zum Colosseum. Dieses alte Gemäuer, direkt vor dem Forum Romanum gelegen, beeindruckt jeden Besucher. Mit dieser Kulisse im Hintergrund stimmte der Quartettverein spontan das Lied »Am kühlenden Morgen an«. Von dort aus betraten die »Germanen« das alte Rom und besichtigten die Reste der ehemaligen Machtzentrale, die im Altertum die damalige Welt regierte. Die ruinenhaften steinernen Zeitzeugen rechts und links des Weges lassen doch erahnen, was für ein prunkvolles und glänzendes Zentrum hier einst existiert hat.
Unmittelbar an der Trajanssäule und in der Nähe des Monumento Nazionale Vittorio Emanuele II, betraten die Sänger wieder das modernere Rom. Bei wunderschönem Wetter warfen viele eine Münze in die Fontana di Trevi, in der Hoffnung, Rom wiederzusehen. Obwohl dies eigentlich verboten ist, räumt die Stadt einmal im Jahr die Münzen aus dem Brunnen, vereinnahmt sie und lässt die Touristen weiter ihre Münzen in den Brunnen werfen.
Den Abschluss dieses Tages bildete der Besuch der »Spanischen Treppe«, die zur Kirche Santissima Trinita di Monti führt, ein beliebter Treffpunkt junger Römerinnen und Römer.
Der letzte Tag des »römischen Abenteuers« begann mit der Besichtigung des Petersdoms. Die gewaltigen Ausmaße dieser Kirche beeindruckten jeden Besucher, und als der Chor in die Katakomben unter dem Petersdom hinunterstieg, verspürte er an den Grabstätten der hier ruhenden Päpste den Hauch christlicher Geschichte. Die Dimensionen des Peterdoms und des Petersplatzes sind einfach unbeschreiblich. Mit einem Lied auf dem Petersplatz verabschiedete sich der Quartettverein vom Mittelpunkt der ewigen Stadt.
Der Weg führte die Sängerfamilie entlang der Via della Conciliazione zur Engelsburg, direkt am Tiber gelegen. Als Fluchtburg und Gefängnis wurde sie von den Päpsten genutzt und ist verbunden durch einen Geheimgang direkt mit dem Vatikan. Die Chormitglieder überquerten eine der vielen Brücken über den Tiber, umlagert von einer Unzahl von fliegenden Händlern, und machten sich auf den Weg zum Pantheon, einem Kuppelbau von 43,30 Metern Durchmesser und Höhe. Ursprünglich ein heidnisches Bauwerk, wurde es zur Kirche umgewandelt. Hier befinden sich die Gräber von Raffael und Mitgliedern des italienischen Königshauses. Auch an diesem historischen Ort gab der Oeynhausener Chor vor den vielen Besuchern ein Konzert. Immer genauestens beobachtet vom Kirchenpersonal, sangen sich die Sänger des Quartettvereins schnell in die Herzen der Zuhörer.
Mit einem gemeinsamen Essen in einem typischen italienischen Lokal und einem Lied vor der Engelsburg verabschiedete sich der Quartettverein von der ewigen Stadt, um am nächsten Tag die Rückreise mit einer Zwischenstation vor dem Brennerpass anzutreten. Sechs Länder durchfuhren die Sänger, waren Botschafter des Gesanges in Rom, sammelten wunderschöne Eindrücke und kehrten zwar erschöpft, aber frohgemut in die Heimat zurück.

Artikel vom 30.10.2004