29.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stiefsohn vergewaltigt und brutal misshandelt

Fünf Jahre Haft für Sexual- und Gewalttäter

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Mark R. habe »als Kind ein Martyrium erlebt«, sagte Nebenklage-Vertreter Dieter Cramer. Gestern sah der heute 24-Jährige seinen Peiniger im Gerichtssaal wieder. Sein Stiefvater Marek P. (40) hatte ihn von seinem sechsten bis zum zehnten Lebensjahr immer wieder vergewaltigt, gedemütigt und brutal misshandelt.

Den Täter verurteilte das Landgericht Paderborn gestern zu fünf Jahren Haft. Doch das Leben seines Stiefsohnes hat Marek P. zerstört. »Er ist mit den Kindheitserlebnissen nie fertig geworden und leidet heute noch darunter«, stellte Richter Stefan Schäfer fest. Die Folge: Mark P. ist nicht fähig, eine Bindung einzugehen, hat drei Kinder von drei verschiedenen Frauen, geriet selbst auf die schiefe Bahn, raubte mit 21 eine Tankstelle aus und verbüßt zurzeit eine Haftstrafe von knapp vier Jahren.
Marek P. hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich. Mark ist der Sohn seiner ersten Frau. »Wenn er mit meiner Mutter Stress hatte, kam er ins Kinderzimmer und hat mich vergewaltigt«, erzählte Mark R. mit stockender Stimme. »Ich schlage dich tot, wenn du deiner Mutter was sagst«, habe er ihm gedroht. Der Stiefvater habe ihn mit Gürtel oder Handfeger grün und blau geprügelt - »ich hatte sogar Knochenbrüche« -, ihm kotverschmierte Unterhosen durchs Gesicht gezogen, ihn in die eiskalte Badewanne gesteckt und seinen Kopf unter Wasser gedrückt.
»Alles gelogen«, behauptete der Angeklagte, »der will seinen Frust über sein verpfuschtes Leben an mir auslassen«. Und seine Ex-Frau, die ihn ebenfalls schwer belastete, wolle sich jetzt rächen. Ein Psychiater bezeichnete die Aussage des Opfers allerdings als absolut glaubwürdig.
Verteidiger Wolfgang Bollermann will wahrscheinlich in die Revision gehen.

Artikel vom 29.10.2004