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Böse Finger im Spiel

»Sanft entschlafen«: Donna-Leon-Reihe geht weiter

ARD, 20.15 Uhr: Commissario Brunetti ermittelt wieder: Zu sehen ist heute der Donna-Leon-Krimi »Sanft entschlafen«, der sechste Fall mit dem sanftmütigen venezianischen Kommissar.

Diesmal geht es um mysteriöse Todesfälle im Altenheim St. Leonardo, in dem ausgerechnet Brunettis Mutter untergebracht ist. Eine Nonne (Kathrin Kühnel) ist misstrauisch, wird daraufhin vom Bus angefahren und fällt ins Koma. Kein Zufall: Bald zeigt sich, dass die Geheimorganisation »Opera Pia« ihre Finger im Spiel hat. Zu allem Überfluss hat Brunetti (Uwe Kockisch) wieder alle Mühe mit seinem eitlen Vorgesetzten, Vice-Questore Patta (Michael Degen), und bekommt auch noch schrägen Besuch aus der Schweiz, gespielt von Lambert Hamel. Als Brunettis gewitzte Mutter ist Christel Peters (»Die Mutter aller Schnäppchen« aus der Werbung) zu sehen. Die Rolle der Oberin hat Suzanne von Borsody, Brunettis Frau ist Julia Jäger. Die Titelmusik stammt von André Rieu.
Es wirkt ein bisschen wie bei den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen im ZDF: Bekannte deutsche Film- und Fernsehgesichter spielen in fremden Landen, was sich oft als sehr quotenträchtig erweist. Zudem sind die Krimis der Amerikanerin gerade bei den Deutschen beliebt, weil diese Venedig besonders lieben und ihre Hauptfigur Brunetti viele Facetten hat, wie Leon vermutet. »Er ist ein Intellektueller in Zeiten, in denen es nicht viele gibt.« Ins Italienische werden die Bücher nach wie vor nicht übersetzt, das will Leon so.
Eine Hauptrolle hat bei der aufwendigen Produktion wie immer die Stadt Venedig mit ihren malerischen Kanälen und Palästen. Kostet im Café Florian am Markusplatz die Tasse Cappuccino acht Euro, so war der Film vergleichbar teuer - das räumen die Macher ein. Fünf Millionen Zuschauer sind für Produzent Nico Hofmann die Schallmauer, die es zu meistern gilt. Die nächste Folge der Reihe (»Acqua alta«) ist am 11. November zu sehen. Auch für das nächste Jahr sind zwei neue Stoffe (»Verschwiegene Kanäle« und »Das Gesetz der Lagune«) geplant. Wie lange die Reihe jedoch noch weitergehen wird, steht in den Sternen, denn Donna Leon schreibt nicht so schnell, wie es die ARD-Oberen gerne hätten.
Auch die Einschaltquoten sollten der ARD zu denken geben. Sie bewegen sich zwar pro Film zwischen vier und fünf Millionen Zuschauer, doch im Verhältnis zum Aufwand schneidet ein gewöhnlicher »Tatort« deutlich besser ab als Commissario Brunetti und seine Fälle. Möglicherweise steigt das Interesse mit dem früheren DEFA-Schauspieler Uwe Kockisch und seiner Partnerin Julia Jäger, seit 2003 als Hauptdarsteller dabei. Deren Vorgänger, Joachim Krol und Barbara Auer, hatten mit der Publikumsresonanz weniger Glück.

Artikel vom 28.10.2004