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Top Qualität bei sinkenden Preisen

Die Kartoffelernte ist in diesem Jahr überdurchschnittlich gut ausgefallen

Büttendorf (HoG). Eigentlich müssten sich Landwirt Herbert Arning und seine Frau Marianne aus Büttendorf freuen. Die Kartoffelernte ist überdurchschnittlich gut ausgefallen. In diesem Jahr haben die Arnings deutlich mehr von ihren Feldern geholt als 2003. Die Preise allerdings haben sich entgegengesetzt entwickelt.

Dabei hätte alles so schön sein können: Um satte 12,8 Prozent fällt der Ertrag in diesem Jahr höher aus als im Hitzejahr 2003. Das hat das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen ermittelt. »Doch es gab nicht nur eine reiche Ernte, auch die Qualität ist top«, freuen sich die Arnings. Denn das allein ist entscheidend für die Vermarktung. Der Verbraucher ist anspruchsvoller geworden. Die Kartoffel auf dem Teller muss ganz einfach schmecken.
Knolle gut, alles gut? Von wegen: Durch das Überangebot auf Europas Märkten ist der Preis in diesem Jahr abgestürzt. Die Bauern bieten viel an, erhalten dafür unterm Strich aber weniger Geld. Viel weniger. »Nur die Großhändler profitieren. Wegen des großen Angebotes zahlen sie den Landwirten nur Dumping-Preise«, bedauert Herbert Arning. »Und sie geben den Preisvorteil nicht einmal an die Kunden weiter«.
Im Frühjahr waren pro Doppelzentner noch um die 20 Euro zu erzielen, nun ist es je nach Qualität nur noch ein Bruchteil davon. Neben dem Absatz an den Handel ist der Hofverkauf für die Arnings zu einem wichtigen Standbein geworden. Wegen der guten Ernte liegen aber auch hier die Preise um etwa 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau. So kosten 25 Kilo »Granola« fünf Euro, »Cilena« sechs Euro.
Die Arnings zählen zu den größten Kartoffelanbauern in der Region. Und sie setzen auf Qualität. Da freut es Herbert und Marianne Arning natürlich, dass die Erdknollen diesbezüglich bessere Merkmale aufweisen, als im Jahr zuvor. In diesem Jahr haben sie optimale Vegetationsbedingungen gehabt, genug Wasser und Sonne bekommen. Im Hitzejahr 2003 hingegen sind viele vertrocknet. Ein großer Prozentsatz war zu klein geraten und musste aussortiert werden.
Das sieht in diesem Jahr auf dem Hof Arning deutlich besser aus. Die Läger sind voll und die polnischen Erntehelfer auf dem Hof haben alle Hände voll zu tun, um die Kartoffelberge in der großen Halle zu entsanden und abzusacken.
Der niedrigere Preis ist die Schattenseite der guten Ernte. Hier wäre weniger mehr gewesen, wenn es um den Verkauf an den Großhandel geht. Hinzu kommt, dass sich nach dem vergangenen Jahr mit den Höchstpreisen für Kartoffeln zahlreiche Landwirte entschlossen haben, mehr Kartoffeln anzubauen. »Das drückt natürlich auf dem Preis und bringt das Marktgefüge durcheinander«, weiß Herbert Arning.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Deutsche immer seltener Frischkartoffeln kaufen und zubereiten. Darauf weist die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Landwirtschaft /ZMP) hin. So verzehrte jeder Bundesbürger in den 50-er Jahren im Schnitt 155 Kilo pro Jahr. Inzwischen hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch auf 67 Kilo (Stand 2003) eingependelt. Tendenz sinkend. An Bedeutung gewinnen hingegen Kartoffelprodukte wie Pommes Frites, Kroketten, Chips und Klöße. Sie machen mittlerweile fast 50 Prozent des Kartoffel-Konsums aus.

Artikel vom 27.10.2004