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Die Einsamkeit des Oderbruchs

Radlergruppe des TVL war vom Stettiner Haff bis Frankfurt unterwegs


Löhne-Bahnhof (LZ). Die Radlergruppe des Turnvereins Löhne-Bahnhof (TVL) war eine Woche im Osten unterwegs - vom Stettiner Haff bis Frankfurt an der Oder.
Es waren Herbsttage wie aus dem Bilderbuch. In Pasewalk kam die Gruppe mit dem Zug an. Nach einer kurzen Orientierung ging es sofort auf den Weg - laut Karte immer an einem Fluss, der Uecker, entlang. Der Asphalt blieb zurück, bald gab es nur noch Gras- und Sandpisten. Gefahren werden konnte nicht mehr. Schieben war angesagt. Mit Verspätung wurde daher die Jugendherberge in Ueckermünde erreicht. Dort erkundete die Radlergruppe die Ostseeküste zwischen Haff und Riether Werder und die Stadt Ueckermünde.
Am nächsten Tag ging es dann auf den Oder-Neiße-Radweg. Durch eine einsame Heidelandschaft, an Seen entlang, durch die die deutsch-polnische Grenze verläuft, führte die Löhner der Weg immer der Sonne entgegen nach Süden. Nach 55 Kilometern erreichten sie das Jugendlager in Plöwen, einsam an einem See gelegen.
Am nächsten Morgen wurden an einem kleinen Dorfladen die Vorräte ergänzt. Hier wurden die Löhner mit den Ängsten und Nöten der Menschen in der Region konfrontiert. »In vielen kleinen Dörfern gibt nicht einmal Arbeitslosigkeit, weil die jungen Leute alle fortgezogen sind«, erfuhren sie.
Der Wind machte der Radlergruppe ab und an zu schaffen. Zwischendurch mussten die Löhner auch die Regenjacken anziehen, denn immer wieder fing es an zu nieseln. Ein Mittagessen in einem netten Landgasthof ließ die Stimmung aber wieder steigen. In Brandenburg herrschte meistens Rückenwind. Übernachtet wurde dort in einer restaurierten Mühlenanlage, in einem einsamen Bachtal gelegen. An der Oder erlebten die Teilnehmer eine veränderte Landschaft: Breit und behäbig fließt die Oder der Ostsee entgegen. In Criewen erkundeten die TVL-Radler das Naturparkzentrum. Bei Sonnenschein war eine Eisdiele das Ziel. Das nächste lag nur zehn Kilometer entfernt.
In Stolpe liegt das Hotel gleich hinter dem Deich. Am sechsten Tag wehte der Wind immer noch. Am Oderbruch konnte die Gruppe die Einsamkeit genießen. Am folgenden Tag erreichte sie Frankfurt an der Oder. Nach 335 Kilometern Ruhe und Einsamkeit musste man sich erst wieder an die Hektik der Stadt gewöhnen. Eine Turnerin aus Frankfurt, die die Löhner vor drei Jahren auf dem Deutschen Turnfest in Leipzig kennen gelernt hatten, führte sie durch die Stadt - ein schöner Tourabschluss.

Artikel vom 28.10.2004