27.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Höxter macht
sich Sorgen

Angst vor Kasernenschließung

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). In Höxter und Holzminden machen sich Soldaten, Politik, Verwaltung und Geschäftswelt große Sorgen um den Bestand der Bundeswehrkasernen. Die Stunde der Wahrheit schlägt am Dienstag, 2. November. An diesem Tag wird Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) die Liste jener 110 Standorte bekannt geben, die aufgelöst werden.

»Für Höxter wäre die Schließung der Kaserne eine Katastrophe«, sagen Bürgermeister Hermann Hecker und der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Herrmann. Verhindern könnten sie es nicht. Eine Mitsprache von Kommunen, Landes- und Bundespolitikern lehnt Struck strikt ab. Das macht es für die Verantwortlichen vor Ort so schwierig, sich für ihre Garnison wirkungsvoll einzusetzen. »Da finden sich auch einmal bis zu 1000 Dienstposten an einem Ort, die verlegt werden«, kündigte der Minister, der den Verteidigungsausschuss erst kurz vor der öffentlichen Bekanntgabe der Streichliste informieren wird, an. Im Ausschuss sitzt auch der Bundestagsabgeordnete Herrmann, der hofft, dass er dort den Namen Höxter nicht hören muss.
Endgültig wird die Liste erst am kommenden Wochenende bei einer Klausur von Spitzenmilitärs und hohen Beamten des Ministeriums zusammengestellt. Vorher soll nichts durchsickern. Es wird streng nach militärischen und betriebswirtschaftlichen Kriterien entschieden. »Das ist grundsätzlich auch richtig«, sagt MdB Herrmann, jedoch dürfe sich die Bundeswehr nicht komplett aus der Fläche zurückziehen. Für das ABC-Abwehrbataillon 7 in Höxter spreche die große Erfahrung bei Auslandseinsätzen und die Führung der neuen NATO-ABC-Eingreiftruppe. »Einzigartig ist die enge Verbundenheit der Bundeswehr mit den Höxteranern«, hebt MdB Herrmann hervor.
Landrat Hubertus Backhaus hofft, dass die Entscheidung positiv für den Standort Höxter ausfällt. Er weist auch darauf hin, dass die Bundeswehr in der Region ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor ist. Der Kreis Höxter hat eine Resolution nach Berlin geschickt, in der sogar Hilfen bei Infrastrukturmaßnahmen in Aussicht gestellt werden.
Sorgenfalten sieht man in diesen Tagen auch in der Kaufmannschaft in Höxter. Die 1000 Soldaten und ihre Familien lassen viel Geld in der Stadt: Supermärkte, Gastronomie, Kino und selbst der kleinste Friseur profitieren von der Bundeswehr. Ein Schlag wäre eine Aufgabe des Standortes auch für Autowerkstätten wie Schünemann oder Beineke. »Wir haben seit 1954 Rahmenverträge mit der Bundeswehr in Höxter und Holzminden und reparieren die Mercedes-Bundeswehrfahrzeuge«, berichtet Dietmar Beineke. Diese Aufträge würden gut zur Auslastung seines Unternehmens beitragen. Beineke schließt bei Kasernenschließungen in Höxter und Holzminden deshalb nicht aus, dass Arbeitsplätze in Gefahr geraten.
Auch in Holzminden geht die Angst um: Das Panzerpionierbataillon 1 mit 777 Dienstposten steht auf dem Prüfstand. In Holzminden haben jetzt Dezernenten und Amtsleiter der Stadt in der Medem-Kaserne, die wie die Kaserne Höxter Mitte der 30er Jahre gebaut worden ist, über die Lage und das »Was wäre wenn?« beraten. Sie hoffen, dass die gute Arbeit des Bataillons in Berlin eine Würdigung erfährt.
Nach Expertenmeinung müssen sich die 50 Bediensteten des Abgesetzten Technischen Zuges in Auenhausen (Radarstation) keine Sorgen machen, weil diese Anlage auch für den zivilen Luftverkehr eine Bedeutung hat.
Oberstleutnant Roloef Billmann, Kommandeur des ABC-Abwehrbataillons 7 in Höxter, kündigte an, dass er nach der Pressekonferenz von Minister Struck am Dienstag während eines besonderen Bataillonsappells den Soldaten und Zivilangestellten die Nachrichten aus Berlin direkt überbringen wird. Kommentar

Artikel vom 27.10.2004