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Stück für Stück wird saniert

Aufwändige und zeitraubende Arbeiten am Widukind-Museum

Von Volker Zeiger (Text und Fotos)
Enger (EA). Eine Fachwerkwand ist inzwischen vermauert. Jetzt ist der Giebel an der Reihe. Es dauert scheinbar sehr lange, bis die Renovierung des Widukind-Museums deutlich sichtbare Formen angenommen hat. Zwei Firmen arbeiten mit äußerster Sorgfalt daran.

Es sind Zimmerer von Sieker & Steffen aus Enger sowie Maurer des Unternehmens Nüthen Restaurierungen. Letzteres ist eigenen Angaben zufolge ein unabhängiges Unternehmen der Bau- und Kunstdenkmalpflege mit Firmensitzen in Bad Lippspringe, Erfurt, Berlin und Parsberg.
In Enger muss Nüthen die Gefache des Fachwerkes, die sich um drei Seiten des Gebäudes ziehen, mit Lehmziegeln ausstatten. Maurer Andreas Vollenbroich begann damit vor zwei Monaten, wie er sagte. Die Gefache müssen von alten Material, das in den 1930er Jahren eingebracht wurde, freigelegt sein. Dann erst kann Vollenbroich schmale Holzlatten an den Seiten der Balken anbohren. Diese geben den Lehmziegeln den nötigen Halt, damit sie nicht wieder herausfallen. Die speziell für Außenwände genommenen Lehmsteine sind zwölf Zentimeter breit und hoch und werden mit Lehmmörtel miteinander verbunden. Vor und hinter dem verbauten Material bleibt Platz für den Putz.
Auch wenn das Mauern als solches sehr schnell vonstatten geht, so kostete es bisher viel Zeit, die Gefache zu räumen. Denn auf alles, was an der Museumsbaustelle geschieht, hat Dr. Richard Borgmann vom Westfälischen Denkmalschutzamt ein waches Auge. Nichts, aber auch gar nichts darf mal eben schnell beseitigt werden. Abraum zum Beispiel wird eimerweise zu einem Abfallbehälter gebracht, wie die Zimmerer demonstrieren.
Überhaupt ist die Arbeit dieser Handwerker weitaus aufwändiger als Passanten vermuten. Jeder Balken ist vorher von Denkmalschützern inspiziert worden. Vor allem die Eichenstützen an der Wetterseite und an den Ecken litten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte. »Würmer, Ameisen, Pilze« waren zu finden, erzählt Zimmerermeister Albrecht Schmeling. Die Schädlinge wirkten außerordentlich oft oberhalb der Kellerdecke und zerfraßen das dicke Holz bis in zwei Meter Höhe.
Schon vor den Renovierungen des Gebäudes in den 1930er und in den 1980er Jahren waren solche Schäden erkannt worden. Damals waren die Stellen entfernt und die Balken einfach untermauert worden. Das ist nun nicht mehr erlaubt. Jetzt muss Ersatz aus Eichenholz her und korrekt den Originalstützen angepasst werden.
So stemmen die Zimmerleute mit Stechbeiteln zerstörte Stellen aus dem Holz aus und passen das neue Material auf den Millimeter genau an. Weil vor allem die Übergänge zwischen Fundament zu den Stützen fehlen, müssen »kraftschlüssige« Verbindungen mit Hilfe eines so genannten Schuhs hergestellt werden, erklärt Albrecht Schmeling. »Die Kraft, die von oben drückt, muss abgeleitet werden in die Schwellen und von dort in das Fundament«.
Egal wie zeitraubend das alles ist: Inzwischen sind die Zimmerleute an der Südseite des Museums angelangt.
»Zum Winter wollen wir das Gebäude dicht haben«, sagen die Handwerker. Unterdessen hat Architekt Gerd Weichynik die Gebäudeplanung weiter verfeinert. Details für Lüftung Sanitär und vor allem für die technischen Einrichtungen liegen vor. Das Museum soll Anfang des Jahres 2006 eröffnet werden.

Artikel vom 30.10.2004