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Damen mit
Riesenappetit

Zirkus Voyage gibt Gastspiele

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Sie heißen Anja, Mausi, Mogli, Malou und Sabi, sind zwischen 16 und 36 Jahre alt und bringen bis zu 4,9 Tonnen auf die Waage. Die fünf Elefantendamen sind der ganze Stolz des Zirkus Voyage, der gestern seine Zelte auf dem Festplatz am Freibad aufgeschlagen hat.

Ein bisschen mulmig war Lara dann doch zu Mute, als sie Anja gegenüber stand. Mutig hatte sich die Sechsjährige gemeldet, als es beim öffentlichen Elefantenfüttern hieß: Freiwillige vor. Pferde oder Hasen hatte Lara schon einmal gefüttert, »aber Elefanten noch nie«. Und Anja ist nicht irgendein Elefant, sondern mit einer Schulterhöhe von 3,31 Meter die größte afrikanische Elefantenkuh Europas.
Der 1998 gegründete Zirkus Voyage ist eines der wenigen Unternehmen, die sich einen umfangreichen exotischen Tierbestand leisten. Neben den Rüsseltieren nennt der Betrieb, in dem 70 Menschen beschäftigt sind, den Giraffenbullen Baghira und zehn Bengalische Tiger sein Eigen. »Wir haben sieben Jungtiere aus dem Safaripark Stukenbrock erstanden, die jetzt zwischen acht und zehn Monate alt sind«, sagt Bettina Richter, die als Moderatorin durch das Programm führt. Während die drei älteren Tiger regelmäßig in der Manege stehen, müssen die jungen Wilden erst noch Zirkusluft schnuppern. »Bei einem Tiger braucht man sehr viel Geduld. Sie müssen sich erst an das ganze Geschehen in der Manege gewöhnen und werden frühestens im Frühjahr Kurzauftritte haben«, erklärt die 32-Jährige.
Alte Hasen im Geschäft sind hingegen die Elefantenkühe, wenngleich sie für ihre Verhältnisse noch relativ jung sind. »Sie können locker so alt wie ein Mensch werden«, sagt Bettina Richter. Ihr Appetit ist jedoch alles andere als menschlich. 400 Kilogramm Obst, 125 Kilogramm Kraftfutter und drei mannshohe Heuballen stehen auf dem täglichen Speiseplan des Quintetts. Geradezu bescheiden fallen da die 50 Kilogramm Fleisch aus, die die Bengalischen Tiger am Tag verzehren. »Die enormen Futterkosten sind auch der Grund, warum sich immer weniger Zirkusse einen großen Tierbestand leisten.«
Großen Wert legt der Zirkus Voyage auf eine vorbildliche Tierhaltung. Ketten für Elefanten sucht man in dem Unternehmen vergeblich. »Unsere Tiere können sich Tag und Nacht frei bewegen«, betont die 32-Jährige. Auch große Freilaufgehege für die Raubkatzen ist für den Berliner Zirkus eine Selbstverständlichkeit. »Wir haben nichts zu verbergen und ermuntern jeden Zuschauer dazu, hinter unsere Kulissen zu schauen.«
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, sollte sich heute den Familientag nicht entgehen lassen. Karten für die beiden Vorstellungen um 16 und 19.30 Uhr werden zum halben Preis angeboten (5 bis 12,50 Euro). Weitere Gastspiele sind morgen, ebenfalls um 16 und 19.30 Uhr, und am Donnerstag um 15 Uhr vorgesehen.

Artikel vom 26.10.2004