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Goldmedaille für Bauerngarten

Garten der Stockhauser Familie Niemeyer als einer von dreien in NRW prämiert

Von Julia Graf
Stockhausen (WB). »Der Garten muss zum Dorf passen, der Garten muss zum Haus passen, er muss zur Landwirtschaft passen - und natürlich muss er zu uns passen. Es ist ganz wichtig, dass wir uns hier wohl fühlen.« Diese Einschätzung von Gerd H. Niemeyer und seiner Frau Christa Stephani-Niemeyer teilte auch die Bewertungskommission. Denn als einer von dreien in ganz Nordrhein-Westfalen, ist der Privatgarten der Niemeyers in Stockhausen beim Wettbewerb »Privatgärten - ein schönes Stück Natur« mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden.

Die Gestaltung des Gartens sei beispielhaft auf das Wohnhaus und seine Architektur ausgerichtet, heißt es in der offiziellen Erklärung. Obstgehölze, Gemüse, Zierpflanzen, bis zu 200 Jahre alte Bäume und ökologische Nischen fänden dort gleichermaßen ihren Platz. In ihrer Laudatio im Rahmen der Siegerehrung auf Schloss Dyck in Mönchengladbach erklärte NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn: »Seit 1989 sind Sie dabei, Ihren Bauern- oder Landhausgarten liebe- und mühevoll, unter ökologischen, nutzungsorientierten, kulturellen und sozialen Gesichtspunkten zu gestalten. Sie planen selber, Sie gestalten selber, Sie pflegen selber, Sie züchten selber...« Die Vielfalt der naturnahen Elemente wie z.B. handgemachte Flechtzäune, verschiedene Humusarten, das Wassermanagement, Artenvielfalt und Lebensraumangebot seien ebenfalls besonders nennenswert. »Die Qualität Ihres gärtnerischen Tuns und der Pflegezustand Ihres Gartens ist als außerordentlich zu bezeichnen«, so die Ministerin
Mehr als 300 Bewerber aus ganz Nordrhein-Westfalen hatten ihre Unterlagen zur Teilnahme am Wettbewerb »Privatgärten - ein schönes Stück Natur« eingeschickt, den Bärbel Höhn im Frühjahr dieses Jahres erstmals ausgeschrieben hatte.
Die Niemeyers, die ihre Hofanlage in Stockhausen schon im Rahmen des LandArt-Festivals unter dem Motto »Gärten der Sinne« einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt hatten, waren von Werner Hundt, beim Mühlenkreis für den Fremdenverkehr zuständig, auf den Wettbewerb hingewiesen worden. Mit drei Bildern, Gartenbeschreibung und Gartenplan reichten sie Ende Mai ihre Bewerbung ein. Von allen Einsendungen waren es letztlich nur elf, die die Jury besuchte, nur zwei in ganz Ostwestfalen-Lippe. »Ende Juni bekamen wir telefonisch Nachricht, dass die Kommission am 2. Juli unseren Garten besichtigen würde.« Sehr knapp - und so blieben den Niemeyers nur wenige Tage, um dem Bauerngarten »den letzten Schliff« zu geben. Doch die siebenköpfige Jury war ganz offensichtlich begeistert. Ende August bekamen die Stockhauser dann Nachricht, sie möchten sich doch bitte den Termin im Oktober für die Prämierung freihalten... »Wir waren sehr überrascht. Da hätten wir wirklich nicht mit gerechnet«, freut sich ein sichtlich stolzer Gerd Niemeyer. Bei der Siegerehrung wurde es dann noch einmal spannend: »Die neun letztlich Prämierten wurden in zwei Gruppen geteilt. Eine sechsköpfige mit den Platzierten. Und eine dreiköpfige Siegergruppe«, so Niemeyer, »in der alle mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurden«. Neben dem Bauerngarten der Niemeyers wurden ein japanischer Garten in Bochum sowie ein Garten in Köln prämiert.
Kulturelle, soziale und natürliche Aspekte sowie der Pflegezustand der bestehenden Elemente waren für die Jury bei der Bewertung wichtige Kriterien. Die Hofanlage der Niemeyers in Stockhausen grenzt zur Hälfte ans Dorf, zur Hälfte an freie Feldflur. Die Öffnung zum Dorf hin, so erklärt Gerd Niemeyer, werde dadurch betont, dass Bauerngarten und Hof praktisch frei zugänglich seien. Zusätzlich wurde auf dem Privatgrund ein kleiner Weg angelegt, der an der Gartenanlage vorbeiführt und auf mehr als 200 Metern Länge als Nahtstelle zwischen freiem Feld und Dorfrand zu einem wichtigen Element der Dorfrandbegrünung geworden sei.
»Unser Haus ist ein Bauernhaus und es muss wie ein Bauernhaus aussehen«, sagt Gerd H. Niemeyer, und daher sei auch der Erhalt und die Pflege des Gartens als angemessener Rahmen für die denkmalgeschützte Hofanlage wichtig.
Die gesamte Gartenflora bestehe zum überwiegenden Teil aus heimischen oder heimisch gewordenen Pflanzen; Stauden, Sträucher und Bäume wurden selbst gezogen und vermehrt. Obst wie Äpfel, Birnen und Kirschen, außerdem Esskastanien, Nüsse und eine breiten Palette von Beerenfrüchten und Gemüse dienen auch weiterhin dem Eigenbedarf.
Doch auch wenn Gerd Niemeyer und seine Frau Christa mit Recht stolz sind auf die Auszeichnung, es ist nicht nur das Endergebnis, das für sie zählt: »Auch die Gartenarbeit selbst hat ihren Wert«, sind sich beide einig.

Artikel vom 26.10.2004