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Sein bestes Pferd im Stall

Ostenländer Züchter verkaufte Hengstfohlen für 45 000 Euro

Von Kerstin Lottritz
Ostenland (WV). Wenn der 63-jährige Pferdezüchter Heinz Österdiekhoff aus Ostenland früh morgens seine Tiere auf die Weide bringt, blickt er voller Stolz auf sein derzeit bestes Pferd im Stall: das vier Monate alte Hengstfohlen »Fortender«. Bei einer Versteigerung in Münster-Handorf Anfang Oktober brachte es ihm 45 000 Euro ein. Normalerweise bekommt man für ein Fohlen zwischen 2000 und 5000 Euro.

»Ich wusste schon kurz nach der Geburt, dass das ein tolles Fohlen ist und einmal ein guter Hengst wird«, erzählt Heinz Österdiekhoff mit leuchtenden Augen. »So einen hohen Preis für ein Fohlen zu bekommen ist wie ein Lottogewinn.« Dass »Fortender« goldenen Zeiten entgegenblickt, er also erfolgreich im Sport und in der Zucht sein wird, konnte der Pferdezüchter an seinen deutlich sichtbaren Gliedmaßen und an der ausgeprägten Kuppe mit vollem Muskelbesatz erkennen. Die Schulter ist steil genug, um einen guten Bewegungsablauf zu sichern und lässt darauf hoffen, dass »Fortender« schon in wenigen Jahren als Springpferd bei den großen Turnieren für Furore sorgen wird.
Aber nicht nur die äußere Erscheinung des Fohlens trug zu dem hohen Preis bei, sondern auch seine Abstammung. Seine Mutter »Contender« ist eine bekannte Zuchtstute und die Tochter von »Pilot«, eine Stute, die bis zum Alter von sechs Jahren erfolgreich im Sport und danach ebenfalls in der Zucht war. »Fortenders« Vater »For Pleasure« erlangte unter anderem im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sidney großen Ruhm, als er mit seinem Reiter Marcus Ehning Mannschaftsgold holte. Dieser Hengst entstammt der sehr bekannten Linie Furioso-Grannus.
Nur durch seine guten Beziehungen zum Besitzer von »For Pleasure« gelang es Heinz Österdiekhoff, den Hengst für die Bedeckung seiner Stute zu gewinnen. Die 5000 Euro, die er dafür investierte, haben sich für ihn wirklich gelohnt: »Bereits eine Woche nach der Geburt hatte es sich herumgesprochen, was für ein tolles Fohlen bei mir stehen würde und es wurden mir schon hohe Angebote für das Tier gemacht«, so Österdiekhoff. Aber der Pferdezüchter griff nicht zu, sondern wartete lieber die Pferdeauktion in Münster-Handorf ab. Dort erhoffte er sich einen noch höheren Preis für sein Fohlen. Und so wurde dieser Tag auch für Heinz Österdiekhoff der reinste Nervenkitzel: »Die Versteigerung kam nur sehr schleppend in Gang und zwischendurch stockte sie immer wieder. Aber als die Angebote schließlich bei 20.000 Euro angekommen waren ging es dann richtig los und innerhalb von fünf Minuten war »Fortender« für 45 000 Euro verkauft.« Ein renommierter Zuchtstall in Ratingen bekam den Zuschlag.
Der Erlös aus dem Verkauf »Fortenders« wird Heinz Österdiekhoff zum Teil weiter in seine Pferdezucht investieren. Aber auf jeden Fall will er sich zusammen mit seiner Frau Anneliese, die ihn in seiner 32-jährigen Züchterkarriere immer unterstützt hat, »auch mal was Tolles gönnen«, um seinen bisher größten Erfolg gebührend zu feiern. »Wenn meine Frau nicht auch so pferdebegeistert wäre wie ich, wäre das alles gar nicht möglich gewesen.«
Gemeinsam freuen sie sich die beiden schon auf das nächste Fohlen. Denn »Contender« ist nun das zweite Mal von »For Pleasure« trächtig. Heinz Österdiekhoff hofft, mit »Fortenders« Bruder oder Schwester an den jetzigen Erfolg anzuknüpfen. Aber er weiß auch, dass das mit einer großen Portion Glück verbunden ist.

Artikel vom 26.10.2004