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In Panik aus dem Fenster

Sechs Verletzte bei Wohnungsbrand - Fluchtweg abgeschnitten

Rheda-Wiedenbrück (ehl). Es waren dramatische Szenen, die sich am frühen Samstagmorgen in der Rhedaer Innenstadt abgespielt haben: Eine fünfköpfige Familie und ein 14-jähriger Verwandter wurden in ihrer Wohnung an der Berliner Straße im Schlaf von einem Feuer überrascht. Während den Eltern gerade noch die Flucht ins Freie gelang, wurden die Kinder im Dachgeschoss von Rauch und Flammen eingeschlossen.

Die 16-jährige Tochter der aus Montenegro stammenden Familie und ihr 14-jähriger Cousin sprangen in Panik aus dem Fenster, um sich vor dem Feuer zu retten. Dabei erlitten beide erhebliche Verletzungen. Der Junge musste in eine Spezialklinik nach Dortmund gebracht werden.
Just in dem Moment, als sich die Beiden nicht mehr anders zu helfen wussten als durch einen Sprung in die Tiefe, traf die Polizei am Ort des Geschehens ein. »Wir haben den anderen beiden, die noch am Fenster standen, zugerufen, dass sie sich nasse Decken umhängen sollen«, schilderte ein Beamter die Szene. Minuten später traf dann auch die Feuerwehr ein und rettete die beiden 13- und 19-jährigen Söhne über die Drehleiter.
Ausgebrochen war das Feuer in der Küche der Wohnung, die sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses in der Fußgängerzone verteilt. Als Brandursache vermutet die Polizei eine »nicht sachgemäße Bedienung von elektrischen Geräten«. Die Ermittlungen hierzu dauern aber noch an.
Entdeckt wurde das Feuer gegen 3.40 Uhr von dem 38-jährigen Familienvater. Zusammen mit seiner Frau gelang es ihm, noch gerade rechtzeitig vor dem Übergreifen der Flammen aus dem Haus zu flüchten. Den drei Kindern sowie dem 14-Jährigen aus Emsdetten, die im Dachgeschoss geschlafen hatten, schnitt das sich schnell ausbreitende Feuer jedoch den Fluchtweg ab.
Die zuerst eingetroffenen Polizeibeamten brachten die beiden schwer verletzten jungen Leute, die aus dem Fenster gesprungen waren, aus dem Gefahrenbereich und versorgten sie bis zum Eintreffen der ersten Rettungsfahrzeuge provisorisch. Die anderen beiden Kinder der Familie harrten am Fenster aus, bis sie von der Feuerwehr gerettet wurden. Sie wurden ebenso wie ihre Eltern in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Beide Löschzüge der Doppelstadt rückten zu dem Brand aus. Die Feuerwehrmänner konzentrierten sich unter der Einsatzleitung von Wehrführer Ulrich Strecker zunächst auf die Personenrettung. Wegen Verständigungsschwierigkeiten mit den aus Montenegro stammenden Bewohnern gingen sie zunächst davon aus, dass sich noch ein Kind in dem brennenden Haus befand. Das war aber nicht der Fall. Wie Feuerwehr-Pressesprecher Wolfgang Hildebrandt berichtete, gingen die Löschzüge unter schwerem Atemschutz gegen die Flammen vor und hatten das Feuer recht schnell unter Kontrolle. Während der Löscharbeiten wurden die Bewohner der angrenzenden Häuser durch die Polizei evakuiert. Insgesamt waren rund 100 Rettungskräfte im Einsatz.
Der Sachschaden wird auf etwa eine halbe Million Euro geschätzt. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch ein Mobilfunkgeschäft im Erdgeschoss des Gebäudes.
l Polizei und Feuerwehr weisen in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit von Rauchmeldern hin: »Wären Rauchmelder vorhanden gewesen, wäre vermutlich eine frühzeitige Alarmierung der Bewohner und ein rechtzeitiges Verlassen des Hauses möglich gewesen«, heißt es im Polizeibericht.

Artikel vom 25.10.2004