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Bolzplatz-Lärm raubt Anwohnern den Schlaf

Auseinandersetzung mit der Stadt - Spielareal am Grasweg ohne Baugenehmigung angelegt

Von Bernd Bexte (Text und Foto)
Herford (HK). In lauen Sommernächten war es in den vergangenen Jahren um die Nachtruhe der Familie Brocks schlecht bestellt. Direkt neben ihrem Eigenheim am Grasweg befindet sich ein Bolzplatz, dessen Bezeichnung viele Jugendliche wörtlich nehmen. Gemeinsam mit Nachbarn drängen die Brocks seit mehreren Jahren auf eine Minderung der Lärmbelästigung, und dies sogar mit Beistand eines Rechtsanwaltes. Viel erreicht haben sie bei der Stadt nicht - nur erfahren, dass der große Spielplatz ohne Baugenehmigung errichtet wurde.

1993 hatten die Brocks ihr Eigenheim bezogen, zwei Jahre später war an ihren Garten angrenzend der Bolzplatz angelegt worden. »Wir haben nichts gegen einen Spielplatz an diesem Standort«, sagt Karsten Brocks, Vater von zwei Kindern. »Aber was hier an manchen Abenden abgeht, ist nicht zu ertragen. An Sonn- und Feiertagen geht es schon mittags los.« Keine Kinder, sondern Thekenmannschaften 20- bis 30-Jähriger tobten sich hier regelmäßig aus, in der Dunkelheit von mitgebrachtem »Flutlicht« beleuchtet. Es bleibe nicht bei der Lärmbelästigung, allein 30 Dachpfannen seien schon zu Bruch gegangen.
»Die jungen Erwachsenen kommen zum größten Teil von außerhalb« -Êund hinterlassen manchen kleinen Müllberg, wie Brocks anhand von Fotos belegt. Scherben im Sandkasten, leere Bierdosen und -flaschen auf der Wiese seien keine Seltenheit, selbst Kondome blieben zurück. »Hier wird bis in den frühen Morgen gefeiert, und wir können kein Auge zumachen.«
Nachdem sich Brocks gemeinsam mit den Nachbarn Regina und Eckhard Jung vor zwei Jahren juristischen Beistand geholt hatten, hatte die Stadt das zu seinem Garten hin gelegene Fußballtor abgebaut und einen Ballfangzaun aufgebaut. »Das hat die Kicker aber wenig beeindruckt.« Auch von einer Korbballanlage gehe eine hohe Lärmbelästigung aus. »Das macht schon mürbe, wenn man sich bis in die Nacht das Aufprallen der Bälle auf dem Verbundsteinpflaster anhören muss.« Dabei gebe es ein eindeutiges Urteil des Mainzer Verwaltungsgerichtes: Basketballanlagen müssten mindestens 40 Meter von einer Wohnbebauung entfernt sein. Das sei hier nicht der Fall.
Die Stadt habe den Korb abgehängt, kurz vor der Wahl jedoch wieder montiert. Das zweite Fußballtor wurde inzwischen abgebaut, der Fußball rolle jedoch weiter. Die Verwaltung verweist darauf, dass ein nächtliches Schließen des Bolzplatzes aus organisatorischen Gründen nicht möglich sei und muss zudem zugeben, dass für die fast zehn Jahre alte Anlage keine Baugenehmigung vorliegt. Das Verfahren solle jedoch »nunmehr alsbald durchgeführt werden«, heißt es in einem Schreiben der Verwaltung an Familie Brocks.
Die fordert eine Umgestaltung des Areals zu einem reinen Kinderspielplatz. Bislang dürfen sich Heranwachsende bis 18 Jahren am Grasweg austoben. »Jugendliche bis 15 Jahre sollten sich hier bis 19 Uhr aufhalten dürfen«, meint Brocks. Außerdem sollte der Fußballplatz durch ein gestalterisches Element aufgeteilt werden, so dass die Ausrichtung ganzer Turnier - wie mehrfach geschehen - nicht mehr möglich sei. »Ansonsten scheuen wir nicht den Weg einer Klage.«

Artikel vom 23.10.2004