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Die Not auf Außen
wird immer größer

SC Paderborn plagen Sperren und Verletzungen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Erst hat der SC Paderborn 07 viel Verletzungspech, jetzt kommen auch noch Sperren für Spieler auf Schlüsselpositionen dazu. Wenn am Samstag (Anstoß: 14 Uhr, Hermann Löns-Stadion) der Chemnitzer FC kommt, darf Benjamin Schüßler nach seiner fünften gelben Karte nur zusehen. Ausgerechnet »Schüssel«: Beim 1:1 in Lübeck verdiente sich Benny die Bestnote.

Doch nicht nur deshalb schmerzt Schüßlers Ausfall. Denn gerade auf den Außenbahnen ist die Not zurzeit besonders groß. Mit Daniel Cartus, Daniel Scherning, Georgi Donkov, Semir Devoli, Borislav Tomoski oder Stephan Maaß bieten sich im 26 Spieler umfassenden Kader zwar eine ganze Menge Möglichkeiten an, wirkliche Alternativen gibt es aber nur wenige.
Beispiel Daniel Cartus. Der Rotschopf fehlt seit dem 28. August (2:1-Heimsieg über den VfL Osnabrück), ist seit zehn Tagen beim Düsseldorfer Physiotherapeuten Bernd Restle in Behandlung und hofft auf Samstag: »Cartes« Comeback gegen Chemnitz? Das würde die Sorgen von Cheftrainer Pavel Dotchev etwas kleiner machen.
Denn Daniel Scherning spielt in den Überlegungen des Bulgaren seit dem 0:6-Debakel von Dortmund keine große Rolle mehr, noch weniger Stephan Maaß. »Er zeigt mir im Training nicht, dass er unbedingt spielen will. Er lässt es laufen«, kritisierte Dotchev erst vergangene Woche - wie berichtet - die Einstellung des Ex-Uerdingers hart und strich ihn bereits vor drei Wochen ganz aus dem Kader. Sein Stammplatz ist die Tribüne.
Semir Devoli (»Er ist auf einem guten Weg«) ist dagegen noch kein Spieler für die Anfangs-Elf. Georgi Donkov besetzte zwar in Lübeck die linke Seite, wird aber in den Heimspielen als zweite Spitze (für den verletzten René Müller) neben Alexander Löbe gebraucht.
Bliebe nur noch die »Not-Lösung« Borislav Tomoski. »Tommi kann auf Außen spielen«, sagt Dotchev. Zuletzt probte der Mazedonier diese ungewohnte Rolle an der Lübecker Lohmühle. Als Schüßler und Donkov im Verlauf der zweiten Halbzeit raus mussten, besetzten Devoli die linke und Tomoski die rechte Seite. Die Torgefahr hielt sich aber in engen Grenzen. Tomoski schoss nicht ein Mal aufs VfB-Gehäuse. Devoli hatte wenigstens eine Möglichkeit, zögerte aber zu lange und vergab. Ein Ex-Zweitligaspieler muss da mehr draus machen.
Da bleibt nur die Hoffnung auf die Rückkehr des Stammpersonals. Daniel Cartus könnte es bis Samstag schaffen, Benjamin Schüßler ist nach einer Partie Zwangspause am 6. November in Bremen wieder dabei und hofft auch auf René Müller: »Erst mit Carte und René sind wir offensiv richtig stark besetzt.« Und wesentlich durchschlagskräftiger. »Ich muss torgefährlicher werden«, kritisiert der offensive Mittelfeldspieler sich selbst.
Was Zahlen belegen. In 13 Meisterschaftsspielen traf er erst zwei Mal für den SCP. Im Aufstiegsjahr mit dem VfL Osnabrück (Saison 2002/2003) kam er erst in der Winterpause von Borussia Mönchengladbach, hatte aber noch 14 Einsätze und war sechs Mal erfolgreich. Eine Quote, die Hoffnung auf mehr macht.
Denn erstens scheint Schüßler sein persönliches Tief überwunden zu haben. Nach einem starken Saisonstart schwächelte der 23-Jährige gegen St. Pauli, Union Berlin und die Amateurteams von Bielefeld und Dortmund, meldete sich jetzt aber wieder eindrucksvoll zurück. Zweitens fühlt sich der Student (Fernstudium im Sportmanagement) in Paderborn pudelwohl und hat drittens die zweite Liga so verinnerlicht, dass er seiner Rückkehr in diese Klasse alles unterordnet: »Nur das Ziel zählt, alles andere muss dafür hinten anstehen.«
Ein geschliffener Satz, den man beim SC Paderborn 07 in »eckigen Zeiten« mit nur zehn Zählern aus den vergangenen sechs Spielen besonders gern hört.

Artikel vom 26.10.2004