25.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Sieg war zum Greifen nahe

20 Sekunden vor Abpfiff gelingt TuSEM Essen der Ausgleich - Pfänder stinksauer

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Trainer Jens Pfänder vom Handball-Ersligisten TuS N-Lübbecke war sauer. Stinksauer! Und er ließ sich bei der Pressekonferenz nach dem mit 26:26 Remis ausgegangenen Spiel gegen TuSEM Essen in seiner Wut zu Äußerungen hinreißen.

»Ich bin mit der Spielleitung der beiden Schiedsrichter,« gemeint waren die Kaiser-Zwillinge Jens und Volker aus Varel/Bad Zwischenahn, »nicht einverstanden. Mag sein, dass ihre Entscheidungen sogar regelgerecht waren. Sie waren aber nicht im Sinne des Handballs. Die schnelle Mitte haben die Beiden sowohl bei uns als auch bei TuSEM Essen gar nicht zugelassen. Da hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.«
In der Tat zogen die beiden Herren in den roten Jerseys mehr als einmal den Zorn der rund 3300 Zuschauer in der nahezu ausverkauften Kreissporthalle in Lübbecke auf sich. Beispielsweise bei den merkwürdigen »Fuß«-Entscheidungen gegen den Gastgeber, die letztlich dafür sorgten, dass sich Abehrrecke Daniel Kubes ab der 54. Minute als Rot-Sünder im Publikum vorfand. Höchst ungewöhnlich, dass gleich dreimal Fuß gegen ihn gepfiffen wurde.
Dabei hatten alle gesehen, dass beim ersten Mal der versuchte Bodenpass eigentlich Torgowanos Fuß getroffen hatte. Und Trainer Pfänder wetterte: »Beim zweiten Mal war's der Oberschenkel, (Anm. d. Red.: Der Oberkörper eines Handballers geht laut Regelwerk bis zum Knie!) und beim dritten Mal ist Daiel zwar mit Hand und Fuß zum Ball gegangen, hat den Ball aber ganz klar mit der Hand abgewehrt.« Pfänder schloss seine Schiri-Schelte mit den Worten: »Ich will diese beiden einfach nicht mehr!«
Schon vor dem Spiel aufmunternde Worte für die Bundesliga-Profis. Aus dem Mund der E-Junioren des TuS Tengern, diese durften mit den TuS-Profis einlaufen, war zu hören: »Ihr schafft das schon!«. Und es lief sich auch gut an für die Pfänder-Schützlinge. Lauritzen und Becker setzten sich gegen ihre Gegenspieler durch, markierten das 2:0. Und dann gleich die ersten Unmutsbekundungen der Fans. Gleich dreimal hintereinander verhinderten Kaiser/Kaiser die schnelle Mitte der Hausherren. Pfänder schäumte schon. Allerdings war auch sein Gegenüber, Iouri Chevtsov, betroffen. Auch dem TuSEM wurde die schnelle Mitte gecancelt.
Aus dem 2:0 wurde ein 3:4, das aber dank der zahlreichen guten Paraden von Nandor Fazekas (meisterte im ersten Durchgang acht schwere Bälle) über ein 9:7 und 12:9 in einen 13:12-Pausenstand mündete.
Direkt nach dem Wiederanpfiff bewies der Ungar erst recht seine Klasse zwischen den Pfosten. Da pickte er erst Sergio Ruiz Casanova einen Konter weg, entwertete auch den Nachwurf des völlig freien Torgowanow am Kreis und entzauberte auch noch den völlig freien Velyky mit einer Glanzaprade. Und das alles innerhalb von nur 15 Sekunden.
Aber apropos Velyky. Der eingedeutschte Weißrusse auf TuSEM-Seite sorgte fast im Alleingang dafür, dass die Sieben aus dem Ruhrpott im Spiel blieb. Insgesamt elf Treffer notierte TuSEM-Assistenz-Trainer Krisztof Szargy für Oleg. Und es war manche »Fackel« dabei, gegen die selbst ein Fzekas machtlos war.
Velyky und der Österreicher Szylagyi waren es auch, die TuSEM kurzfristig von einem Sieg träumen ließen. Das 18:19, 19:20, 20:21 und 21:22 gingen auf ihr Konto, das 22:23 auf das von Sigurdsson.
Doch inzwischen ist der TuS N-Lübbecke auch resistent gegen solche Rückstände in der Schlussphase. Anders als gegen den HSV oder den SC Magdeburg hatte er diesmal noch die Kraft, das Steuer wieder herumzureißen. Beim 24:23, beim 25:24 - ein ganz frecher Tönnesen-Wurf nach Freiwurf - und beim 26:25 - eine Energieleistung von van Olphen - schienen die Punkte am Wiehen zu bleiben.
Erst 20 Sekunden vor dem Abpfiff war es dann Dimitri Torgowanow, der mit seinem Treffer frei vom Kreis für den Endstand sorgte.
Die letzte Chance der Gastgeber, ein direkter Freiwurf aus elf Metern, brachte nichts mehr ein. Tönnesen warf über das Tor.

Artikel vom 25.10.2004