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Kämmerer jongliert mit Millionen

Heinz-Dieter Held hat den Entwurf des Haushaltsplanes für 2005 fertig

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Er ist dicker als das Telefonbuch der Kreise Herford und Minden-Lübbecke zusammen, enthält genauso viele Zahlen und ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln: der Haushalt der Stadt Löhne. Die LÖHNER ZEITUNG hat Kämmerer Heinz-Dieter Held bei der Erstellung des Zahlenwerkes einmal über die Schulter geschaut.

Seit Juli sind der 56-Jährige, der Leiter des Kämmerei- und Abgabenamtes Bernd Poggemöller und sechs weitere Mitarbeiter damit beschäftigt, den Haushaltsplan aufzustellen. »Kurz gesagt: Wir ermitteln das Finanzvolumen für 2005, stellen alle Einnahmen und Ausgaben gegenüber, und versuchen, unbekannte Größen wie zum Beispiel das Steueraufkommen richtig einzuschätzen«, erklärt der Kämmerer. »Dadurch können wir ermitteln, wieviel Geld unter dem Strich zum Beispiel als Budget in den einzelnen Ämtern der Stadtverwaltung, für den Straßenbau oder für Schulen zur Verfügung steht«.
Seit 1998 ist der Haushalt der Stadt Löhne strukturell unausgeglichen, was bedeutet, dass die Stadt seit diesem Zeitpunkt weniger einnimmt als sie ausgibt. »Es ist ein zunehmender Kraftakt, die Lücke zu schließen«, sagt Heinz-Dieter Held. Im vergangenen Jahr war die Not sogar so groß, dass der Kämmerer zeitweilig eine Haushaltssperre verhängte und viele geplante Ausgaben dem Rotstift zum Opfer fielen. »Für 2005 haben wir den Ausgleich noch einmal schaffen können«, gibt er Entwarnung. Doch inzwischen seien die Rücklagen aus guten Zeiten und aus dem Verkauf der EMR-Anteile in Höhe von knapp mehr als acht Millionen Euro Euro nahezu aufgebraucht. Auch seien in der Vergangenheit vermehrt städtische Gebäude veräußert und Kredite aufgenommen worden, um das Defizit zu decken.
Entsprechend durchforstet der 56-Jährige den Haushalt nach Einsparmöglichkeiten. Doch machtlos ist er immer dann, wenn die Politik den schlechten Vorzeichen zum Trotz Geld ausgibt, das der Kämmerer lieber auf dem Sparbuch sieht. »Wenn die SPD mit ihrer Mehrheit im Stadtrat früher gesagt hat, wir wollen lieber zwei statt einen Verkehrskreisel, dann musste ich eben sehen, wie ich es finanziere.« Da nun aber die Konstellation im Rat eine andere sei, könne Heinz-Dieter Held nicht davon ausgehen, dass sein Haushaltsplanentwurf überhaupt verabschiedet wird. »Große Überraschungen enthält er nicht«, verspricht er. »Er bildet aber die schwierige finanzielle Siatuation ab und lebt von der Hoffnung, dass sich die Einnahmesituation in den kommenden Jahren verbessert.«
Wenn Bürgermeister Kurt Quernheim in den nächsten Tagen seine Unterschrift unter den Haushaltsplanentwurf gesetzt hat, wird das 500-Seiten-Werk vom 2. November an eine Woche lang im Rathaus zur Einsicht ausgelegt. Am 10. November wird er in der Ratssitzung eingebracht und anschließend in den einzelnen Fraktionen beraten. Die Verabschiedung des Haushaltes 2005 ist für den 15. Dezember geplant - sofern eine Mehrheit im Stadtrat der Finanzplanung des Kämmerers absegnet und ihre Zustimmung erteilt. »Das ist immer wieder spannend«, sagt Heinz-Dieter Held - und das auch noch nach 17 Haushaltsplänen, die er bereits für die Stadt aufgestellt hat.

Artikel vom 23.10.2004