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Familienhistorien Alfens
akribisch dokumentiert

Heinrich Gerdiken erforschte die Ortsgeschichte

Von Bernhard Liedmann
(Text und Fotos)
Alfen (WV). Mehr als 50 Jahre trug Heinrich Gerdiken in etwa 24 000 Stunden nicht nur mehr als 15000 Daten zu Hochzeiten, Geburten und Sterbefällen für eine einmalige Dokumentation zusammen: 68 Familienstämme mit mehr als 700 Personen sind im Buch »Alte Alfener Namen« erfasst. Damit gibt es jetzt eine Biografie des Dorfes und seiner Bevölkerung vom Jahr 1628 bis 2000.

Nicht nur jeder Alfener dürfte sich mit seiner Familie in dem 412 Seiten starken Lebenswerk des jetzt 71-Jährigen wiederfinden. Heinrich Gerdiken ging auch den »abgewanderten« Alfenern bis hin nach Bayern nach, um die Geschichte der einzelnen Familien und ihrer Höfe lückenlos und akribisch festzuhalten. Das Gesamtwerk, dass zeitgleich erscheint mit einer umfangreichen Ausstellung in der Volksbank Elsen-Wewer-Borchen, die in Alfen am 5. November um 18 Uhr eröffnet wird, vollzieht dabei nicht nur die Geschichte der einzelnen Alfener Familien durch die Jahrhunderte nach, sondern beschreibt auch umfangreich das gesamte soziale Umfeld. Ob dies die Geschichte der Kirchen und der Pfarrer oder die Historie der Schulen mit ihren Lehrern ist, alles was irgendwo in Archiven von Kirche und Staat oder in privaten Nachlässen zum Thema Alfen vorhanden war, hat der gebürtige Alfener in seinem Lebenswerk zusammengetragen und für die Zukunft festgehalten. Darunter auch mehr als 80 einmalige historische Fotos des Dorfes.
Ausgelöst hatte den Forscherdrang auch nach seinem dem Wegzug von Alfen im Jahr 1952 die Frage nach der Geschichte des eigenen Familiennamens. »Obwohl ich Gerdiken hieß, nannten mich alle immer Kowangen«, beschreibt der Ahnenforscher den Anlass für seine fast lebenslange Recherche, die er zusammen mit seiner Schwester Franziska bereits in jungen Jahren aufnahm. Dabei entdeckten sie von vielen Alfenern die Herkunft ihrer Hofnamen.
Alles was in staatlichen und kirchlichen Archiven in Paderborn, Münster und Detmold vorhanden war, wurde gesichert und ausgewertet. Nachvollzogen wurde der Werdegang von 31 Familien in Alfen, die hier vor 1628 lebten. »Mit 25 davon bin ich verwandt«, war ein Ergebnis seiner Familienforschung.
»Gefunden« hat er in diesem Zuge auch alle 51 Gerdiken-Familien in Deutschland. In den vergangenen fünf Jahren schloss er dann die noch vorhanden Lücken, indem er mit mehr als 100 Alfenern direkt über deren Familiengeschichte sprach. Dabei wurden auch Unikate aus den Familienschätzen zutage gefördert. So beispielsweise die Dorflageskizze von Johannes Lüke, die er in der Gefangenschaft in Italien 1945 aus seiner Erinnerung heraus zeichnete und in der er jedes Haus korrekt festhielt. Auch diese Zeichnung ist in der Ausstellung zu sehen, die in der Alfener Volksbankfiliale am 5. November eröffnet wird. Die Volksbank hatte das Projekt unterstützt, auch als Zeichen der Verbundenheit der Bank mit dem Ort, so Bankvorstand Paul Regenhardt. Deshalb wird in der Bank nicht nur die umfangreiche Ausstellung zu besichtigen sein, sondern hier kann auch das einmalige Werk mit einer Auflage von 300 Exemplaren zum Stückpreis von 39,50 Euro erworben werden.

Artikel vom 23.10.2004