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Duo harmonierte perfekt

Marion Vetter und Almut Preuß-Niemeyer im Studio


Von Ruth Matthes (Text und Foto)
Herford (HK). Ein Sinn der NWD-Kammermusikreihe ist es, den Orchestermusikern eine Plattform zu geben, auf der sie sich als Solisten oder im kleineren Ensemble präsentieren können. Solo-Cellistin Marion Vetter nutzte jetzt diese Gelegenheit und zeigte im Duo mit der Pianistin Almut Preuß-Niemeyer, welch' ausgezeichnete Musikerin in der ersten Reihe der NWD-Cellisten sitzt. Bereits seit zehn Jahren konzertieren die Cellistin und die Dozentin der Hochschule für Musik und Theater Hannover gemeinsam. Das merkte man ihrem Zusammenspiel von der ersten bis zur letzten Minute der Zugabe an. Besonders gefordert waren sie in dieser Hinsicht bei Prokofjews Sonate opus 119, die voller abrupter Stimmungswechsel ist. Mit viel Mut zu schroffen Brüchen kosteten sie dieses spannende, kontrastreiche und technisch anspruchsvolle Werk aus. Gerade noch schwelgte Marion Vetter mit ihrem Cello in einer Melodie, da musste sie auch schon zum rauen Pizzicato übergehen oder rasant über die Saiten fegen. Ebenso ging es der Pianistin. Die beiden warfen sich die Motive nur so zu oder kontrastierten einander. Besonders faszinierend wirkte eine Stelle, an der das Klavier dem bedrohlich tiefen Cello hohe exotisch klingende Klavierpassagen entgegen stellte.
Ganz anders der Charakter der Schumannschen Fantasie-Stücke opus 73. Bereits in den ersten Takten ließ Marion Vetter das Cello, das Auguste Bernadel 1830 gefertigt hat, in seiner ganzen Wärme und Sonorität erklingen. Verträumt sang sie Schumanns sehnsüchtige dunkle Melodien, die Almut Preuß-Niemeyer mit gefühlvollen und präzisen Piano-Klängen ergänzte. Prickelnde Passagen vom Flügel und ernstere Cello-Töne bestimmten den zweiten Satz, auf den das Duo einen vorwärts drängenden Schlusssatz folgen ließen, in dem Marion Vetter ihr Cello von der energischen, kraftvollen Seite zeigte.
Jugendliche Frische und ein wunderschöner tiefer langsamer Satz machten den Reiz der Strauss-Sonate opus 6 aus. Sehr lebendig gelang dem Duo der erste Satz, der ein wenig an Schumann und Beethoven erinnerte. Im Andante konnte Marion Vetter ihr Cello wieder in seiner ganzen Wärme erklingen lassen. Auch wenn die Töne noch so lang waren, gelang es ihr, sie lebendig zu gestalten. Sie zelebrierte die einzelnen Töne regelrecht, so dass der Satz etwas geradezu Feierliches bekam. Spritzig und abwechslungsreich klang das Werk aus. Das Publikum im gut besetzten NWD-Studio belohnte das Duo mit langanhaltendem Applaus.

Artikel vom 23.10.2004