22.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leichtgewichte brauchen Hilfe

Viele Igel haben nicht genug Speck angefuttert - Tipps vom Experten

Altkreis Halle (pes). Sie stinken, sind meist voller Flöhe und sehr scheu, pieksen ganz schön - und sind dennoch die Lieblinge der Menschen: Igel. Sie gelten als klug und possierlich, als Nützlinge im Garten - und sie werden zum Winter gern in häusliche Obhut genommen.

Das allerdings ist meist gar nicht notwendig, klärt Halles »Igelvater« Horst Hurdelbrink auf. 14 Jahre lang war er Vorsitzender des »Vereins der Igelfreunde (zuletzt 48 Mitglieder), beherbergte in besten Zeiten mehr als 140 Igel in den Ställen hinter dem Wohnhaus an der Lindartstraße, ehe er aus gesundheitlichen Gründen 1998 sein »Igelhotel« aufgeben musste. Die komplette Einrichtung samt Futter- und Streu vermachte Hurdelbrink dem Tierschutzverein Windelsbleiche.
Als Experte für die kleinen Stacheltiere aber ist der 56-Jährige immer noch gefragt. Er zieht mit zwei ausgestopften Igeln - Mutter und Kind, die auf der Straße angefahren worden sind - und viel Informationsmaterial in die Schulen. Kaum einer weiß so viel über Igel, kaum einer weiß so gut, wie man schwache Tiere über den Winter bringen kann.
500 Gramm ist die kritische Gewichtsgrenze. Tiere, die Anfang November noch weniger auf die Waage bringen, haben nicht mehr genug Zeit, sich für den Winterschlaf noch genügend Fett anzufuttern. Schon die vergangenen Nächte waren eigentlich zu kalt für die nur nachtaktiven Tiere. Größeren Igeln macht das nichts, die ziehen sich dann in ihre Winterquartiere unter Laub- oder Reisighaufen zurück. Den Leichtgewichten aber kann nur noch der Mensch helfen. Allerdings erfordert es viel Zeitaufwand und Sorgfalt, einen Igel im haus - oder besser Keller - über den Winter zubringen. Das mit Spanplatten gut abgegrenzte und ausgelegte Quartier sollte in einem hellen und gut belüfteten Raum liegen, als Schlafhäuschen bietet sich ein Schuhkarton mit entsprechend großem Eingang an. Sehr schwache Tiere benötigen mehrmals am Tag Futter, beispielsweise Hunde- oder Katzenfutter mit Haferflocken und etwas Vitaminpulver. Als Leckerbissen werden Mehlwürmer sowie Hasel- oder Walnusskerne geschätzt. »Aber auf keinen Fall Kuhmilch,« warnt Horst Hurdelbrink, das vertragen für die Stacheltiere gar nicht. Das im Handel angebotene »Igelfutter« reicht, der Igel als Raubtier braucht auch etwas Fleisch.
Vor der Aufnahme ins Haus sollten die Igel zunächst entfloht werden, tunlichst mit einem auch für andere Tiere geeigneten Spray. Hurdelbrink empfiehlt auch eine Impfung gegen Lungen- und Darmwürmer, die von vielen Tierärzten zum Selbstkostenpreis durchgeführt wird.

Artikel vom 22.10.2004