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Pflegende sollen sich helfen lassen

Infos des Generationen-Netzwerkes zum Umgang mit Demenzkranken

Halle (xe). Wie lebt man mit einem demenzkranken Menschen, und wie geht man mit ihm um? Diese Fragen stellen sich in vielen Familien, wenn es um die Entscheidung geht, altersverwirrte Angehörige entweder in einem Heim unterzubringen oder weiterhin bei sich zu Hause aufzunehmen und zu pflegen. Eine Informationsveranstaltung des Generationen-Netzwerkes Halle ging jetzt diesen Fragen nach.

Das Thema im Bürgerzentrum Remise hieß: »Gegen den Strom die Uhren verstellt«. »Der Himmel streift oft die Erde bei unserer Arbeit«, erzählte Säde Niehaus, Leiterin des Gesprächskreises für pflegende Angehörige (im Generationen-Netzwerk), über die Arbeit mit Altersverwirrten. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Gesprächskreises hatte sie gemeinsam mit der zweiten Leiterin Ingrid Gerner die Veranstaltung organisiert.
Dr. Heinz Peter Kuhlmann, Leiter der Gerontopsychiatrischen Ambulanz der westfälischen Kliniken in Gütersloh, lobte die ehrenamtliche Mitarbeit der beiden Frauen. »Es ist ein großer Unterschied zwischen unserer Arbeit und der Arbeit der Ehrenamtlichen«. Die Menschen, die ihre Angehörigen pflegen müssten, hätten eine viel engere Bindung zu ihren Angehörigen als die Ärzte, so Kuhlmann.
Kuhlmann schilderte den etwa 30 Zuhörern die Probleme des Lebens mit demenzkranken Menschen. Einfachste Tätigkeiten wie Ankleiden, Waschen, aber auch Essen fielen Demenzkranken sehr schwer. Altersverwirrte Menschen hätten kein Zeitgefühl mehr und könnten manchmal sogar Tag und Nacht nicht unterscheiden. »Es gibt sogar Einzelfälle, die in der Vergangenheit leben und noch nicht einmal merken, dass der eigene Partner nicht mehr lebt«, berichtete der Mediziner.
Laut Kuhlmann gibt es keine Patentrezepte für die »richtige Pflege« der demenzkranken Menschen. Jeder Mensch sei anders, jede Situation sei anders und jeder Pflegende auch. Er verglich die Arbeit der Pflegenden mit der von Handwerkern: Es gebe die, die ihre Arbeit gut machten, weil sie die richtigen Werkzeuge einsetzten. Aber es gebe auch welche, die nicht so gut damit umgehen könnten. Deswegen sei es auch wichtig, beim Fachmann Rat zu holen, wenn man mit der Arbeit nicht klarkomme.
Der Pflegende müsse viel Geduld mit dementen Menschen haben, weil beispielweise die Nahrungszubereitung nicht immer angenommen oder gar ganz verweigert werde. Beim Waschen solle man dem Kranken soviel Freiheit wie möglich lassen. Der Pflegende sollte aber auch eine passende Beschäftigung für seinen Angehörigen finden, die einen Bezug zu seiner früheren beruflichen Tätigkeit oder zum Hobby haben. Wenn keine passende Beschäftigung gefunden würde, dann könne man sich an eine Tagesstätte wenden.

Artikel vom 22.10.2004