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Einsatz für Mitbetroffene

Anna Bökenheide wird 90 -ĂŠLange Reichsbund geleitet

Vehlage (ke). 90 Jahre alt wird heute Anna Bökenheide aus Vehlage, Fritz-Helmut-Allee 4. Zu den Gratulanten gehören auch Vertreter des Sozialverbandes, dem die Jubilarin seit 42 Jahren angehört. 17 Jahre war sie Vorsitzende in Vehlage.

Trotz einer schweren Körperbehinderung hat sich die Jubilarin zeitlebens nach Kräften engagiert und sich für Mitbetroffene eingesetzt. Sie ist auch im hohen Alter noch sehr rege und geistig aufgeschlossen, wie sich unter anderem in der Ahnenforschung zeigt, die sie für Verwandte mit Hilfe ihres Neffen betreibt und dazu Kontakte hält bis in die Vereinigten Staaten.
Anna Bökenheide wurde 1914 in Vehlage Nummer 78 an der jetzigen Fritz-Helmut-Allee geboren. Sie ist auf der elterlichen Stätte aufgewachsen. Von Kindheit an gehbehindert, hat sie viele medizinische Einrichtungen kennenlernen müssen, die ihr Leiden nach damaligem Kenntnisstand nicht bessern konnten. Die Vehlagerin besuchte die örtliche Volksschule und wurde von Pastor Voß konfirmiert.
Anderthalb Jahre war sie im Haushalt tätig. Als Behinderte fand sie vor dem Krieg einen Arbeitsplatz bei der damaligen Kammgarnspinnerei in Lübbecke, bevor sie eine dreijährige Ausbildung als Verwaltungsangestellte in der Hauptverwaltung der Heil-, Lehr- und Pflegeanstalt - jetzt evangelische Stiftung - Volmarstein absolvierte, wo sie auch weiterbeschäftigt wurde. Anfang 1944 trat sie in den Schuldienst in Vehlage ein. Der Lehrer war während des Krieges in Zeiten knappen Personals nach Twiehausen versetzt worden. Als Lehrkraft war Anna Bökenheide völlig auf sich gestellt und wurde sozusagen »ins kalte Wasser geworfen«, wo sie jedoch schnell »das Schwimmen« erlernte. »Die Arbeit mit den Kindern hat mir Spaß gemacht«, erinnert sie sich. Leider war es nach damaliger Auffassung nicht möglich, dass sie sich wegen ihrer fehlenden Möglichkeit als Behinderte, den Turnunterricht zu erteilen, im Lehrfach weiterbilden konnte.
Doch schließlich fand die gehbehinderte junge Frau Beschäftigung bei der Firma Fritz Lange KG in Rahden, wo sie von 1952 bis 1956 tätig war, dann bis zum Rentenalter bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Lübbecke.
Seit 1962 ist Anna Bökenheide Mitglied des Reichsbundes, heute Sozialverband Deutschland. 17 Jahre lang leitete sie die Belange der Vehlager Ortsgruppe, seinerzeit war eine Frau an der Spitze unter 46 Ortsgruppen im Kreis noch eine Besonderheit. 1977 gründete sie die Klöngruppe der Reichsbund-Frauen, die sie zwei Jahrzehnte leitete. »Die Einrichtung hat sich bewährt«, erklärt sie rückblickend.
1980 wurde der Jubilarin für besondere Verdienste in der Sozialarbeit die Espelkamp-Medaille verliehen. Unter anderem ist sie mit Silber- und Goldabzeichen für ihr uneigennütziges, ehrenamtliches Wirken durch den Sozialverband geehrt worden. Mehr als vier Jahrzehnte gehört Anna Bökenheide auch der evangelischen Frauenhilfe Alswede an sowie der Behindertensportgemeinschaft Lübbecke, seinerzeit die erste BSG im Umkreis.

Artikel vom 25.10.2004