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Persönliches Budget kann Heime entlasten

»Wohnhilfe« organisierte Fachtagung in Brakel - Experten informierten 70 Teilnehmer

Brakel (WB). Das persönliche Budget in der Behindertenhilfe stand im Mittelpunkt einer Tagung, die die »Wohnhilfe« -ÊFachverein für psychosoziale Hilfen im Kreis-Caritasverband Höxter -Ê organisiert hatte.

Hierbei handelt es sich um Geldleistungen für Menschen mit Behinderungen, die ihnen in eigener Verantwortung ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen. Die Experten Jochen Speicher, Geschäftsführer DPWV Rheinland Pfalz/Saarland und Karl Ernst Brill, Projektkoordinator der Aktion Psychisch Kranke, konnten unter der Moderation von Alfred Ludwig vom Caritas Beratungszentrum Brakel den 70 Fachleuten aus ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen sowie Berufsbetreuern und Angehörigenvertretern Details aus der Erprobungsphase erläutern. Erst vom 1. Januar 2008 an soll das persönliche Budget bundesweit per Rechtsanspruch eingeführt werden.
Die Zuhörer erfuhren, dass das persönliche Budget in der Modellregion Rheinland-Pfalz dazu geführt habe, dass nicht nur Heimaufnahmen vermieden wurden, sondern auch Betroffene aus Heimen entlassen werden konnten. Somit scheine die Hoffnung nicht unberechtigt, dass sich die Zahl von Heimplätzen in der Behindertenhilfe trotz Anstiegs der Fallzahlen nicht weiterhin so wesentlich erhöhen werde wie in den vergangenen 20 Jahren.
»Schon seit nahezu zehn Jahren wird eine Geldleistung in der Pflege praktiziert. Mehr als 60 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland nehmen das Pflegegeld und nicht die ambulante oder stationäre Sachleistung in Anspruch. Ähnliche Effekte sollen langfristig auch in der Behindertenhilfe realisiert werden«, so Karl-Ernst Brill. Anspruchsberechtigte Hilfeempfänger sollten sich die Hilfen und Unterstützungsleistungen einkaufen, die ihnen in ihrer individuellen Situation am ehesten geeignet scheinen, ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu sichern. Detailliert gingen die Referenten auf Verordnungen und Vereinbarungen in diesem Bereich ein und informierten auch über mögliche Probleme. In regen Diskussionen wurden die Vorträge vertieft und veranschaulicht. Einig waren sich alle, dass Betroffene, Angehörige und Einrichtungen der Behindertenhilfe sich den notwendigerweise verändernden Strukturen nicht bloß anpassen, sondern sich diesen Prozessen im kreativen Sinne stellen müssen.

Artikel vom 23.10.2004