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»Die Hiddenhauser in
Bewegung bringen«

Thomas Korytowski ist als Gemeindesportlehrer tätig

Von Bianca Marquardt (Text und Fotos)
Hiddenhausen (HK). Thomas Korytowski sitzt vor dem Computer in seinem Büro und surft im Internet. »Auch das gehört dazu«, zeigt er auf die angeklickte Seite eines Auktionators, die er aus rein beruflichem Interesse aufgerufen hat. Der Gemeindesportlehrer versucht, günstig einen tragbaren CD-Rekorder (»Ghettoblaster«) als Übungsleiter-Ausstattung zu ersteigern. »Weil wir ja auch sparen müssen«, erklärt der 44-Jährige.

Seit 1990 ist er beim Hiddenhauser Gemeindesportverband (GSV) beschäftigt und hat damit seinen Traumberuf ergriffen. »Ich habe den Job bekommen, den ich eigentlich ausüben wollte«, ist er rundum zufrieden. Sein Anliegen ist es, »allen Bürgern der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, sich sportlich zu betätigen.«
Von 1985 bis 1989 hat Thomas Korytowski an der Sporthochschule in Köln studiert und u.a. auch eine Fußballtrainerausbildung absolviert. Mit seinem Abschluss als Diplom-Sportlehrer und Sportwissenschaftler kann er theoretisch auch an Schulen unterrichten, »aber ich wollte etwas im Bereich Breiten- und Gesundheitssport machen.«. Eine berufliche Alternative wäre die Beschäftigung in einer Reha-Klinik gewesen. Über die Kurse, die er für das Bildungswerk des Kreissportbundes bereits während des Studiums anbot, eröffneten sich ihm die gewünschten Möglichkeiten in Hiddenhausen. »Ende der 80-er, Anfang der 90-er Jahre wurden über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Gemeindesportlehrer eingestellt«, berichtet Thomas Korytowski, der nach zwei Jahren eine dauerhafte Anstellung beim GSV erhielt. »Ich mache selber viel Sport. Ich laufe ein- bis zweimal pro Woche. Seit sieben Jahren spiele ich beim TSV Sundern Tennis, auch in Wettkämpfen. Seit vier Jahren bin ich in der Mannschaft der ab 40-Jährigen.«
Sein Arbeitsalltag beginnt mit der morgendlichen Büroarbeit, in der Regel schon vor acht Uhr. »Ich koordiniere zum Beispiel den Einsatz der Übungsleiter und arbeite gemeinsam mit einer Kollegin die Sportstättenbelegungspläne aus«, sagt er zu seinen Aufgaben. Beim »Hiddenhauser Treff« organisiert Thomas Korytowski einen Teil des Triathlons. »Wir stellen einfach unser Wissen zur Verfügung«, erklärt er bescheiden. Weiterhin bereitet der Gemeindesportverband zusammen mit der Olof-Palme-Gesamtschule seit vier Jahren regelmäßig eine Jugendsportnacht vor. Aktionstage für Kinder, Jugendliche, Frauen und Senioren werden ebenfalls von ihm mit geplant. Seit 1991 findet in der Aula der Gesamtschule jedes Jahr im März die Sportlerehrung mit Rahmenprogramm statt. Die Vereine melden ihm die nach den Richtlinien der Gemeinde für diese Würdigung in Frage kommenden Aktiven.
Dreimal wöchentlich - jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags morgens - sowie in den Nachmittags- und Abendstunden gibt der Gemeindesportlehrer Praxis-Kurse. »Mein Hauptbereich sind die Wirbelsäulengymnastik und Walking«, so Korytowski. Jeden Mittwoch trifft sich eine von ihm angeführte Walking-Gruppe mit jeweils 30 bis 40 Teilnehmern. »Wir legen durchschnittlich sieben Kilometer zurück mit einer Gehzeit von 60 bis 70 Minuten«, erläutert er. Ein Drittel hat sich inzwischen dem Nordic-Walking mit Stöcken verschrieben, das erst vor kurzem ins Programm aufgenommen wurde. Für diese und andere Termine muss der GSV-Lehrer oft abends und an den Wochenenden arbeiten und sich seine Arbeitszeit entsprechend einteilen. Sogar an einem 1999 aufgestellten Weltrekord, der im »Guiness-Buch der Rekorde« veröffentlicht wurde, war Korytowski beteiligt. Ein Übungsleiter hatte damals die Idee, an einem Kindersporttag eine Bobbycar-Schlange zu bilden, für die sich 54 kleine Fahrer fanden. Die Gemeinde bewarb sich 2001 außerdem um Anerkennung als »sportgerechte Stadt«. »Bei den Kommunen bis 25 000 Einwohner belegten wir in NRW den dritten und vierten Platz unter den 30 teilnehmenden Städten in dieser Größenordnung«, berichtet Korytowski.
»Als ich meine Tätigkeit in Hiddenhausen aufnahm, haben wir mit zwei Kursen in der Grundschule Schweicheln angefangen«, erinnert sich Korytowski. Inzwischen offeriert der Gemeindesportverband als »kleines Bildungswerk« in Zusammenarbeit mit den Sportvereinen jährlich über 90 Kurse, über die in einer jeweils nach den Herbstferien erscheinenden Broschüre informiert wird. Darin nachzulesen sind die Termine und Kosten, beispielsweise für die ganzjährigen Kurse wie Wirbelsäulengymnastik, Bewegung in der Krebsnachsorge oder in der Osteoporosesportgruppe. Als besonders attraktiv stellt er die Sport-Freizeiten für ab 50-Jährige mit einem umfangreichen Bewegungsprogramm dar. Korytowski stellt alle Infos zusammen und akquiriert die Anzeigen, die für die Erstellung notwendig sind. Das in einer Auflage von 8000 Exemplaren gedruckte Werk liegt im Rathaus, in Tankstellen und Banken aus. »Grob geschätzt bringen wir in unseren Kursen in der Woche um die 500 Menschen in Bewegung«, meint Korytowski, der Sport als Gesundheitsvorsorge für unerlässlich hält. »Hauptsache, die Leute treiben Sport, auch wenn nur ÝgeschnuppertÜ wird.«

Artikel vom 29.10.2004