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Vom Hof des
Herzogs zur
Baumschule

»Nordhof« hat bewegte Geschichte

Kreis Herford (bir). Weit zurück geht die Geschichte der Sattelmeierhöfe. Entstanden sind sie unter Herzog Widukind in Enger, der ihr Lehnsherr war. Noch fünf solcher Höfe existieren derzeit dort, einer davon ist die Baumschule »Nordmeyer« auf dem »Nordhof«.

»1486 wurde der Name ÝNordmeyerÜ zum ersten Mal urkundlich erwähnt, bis dahin lässt sich unser Name zurück verfolgen«, erzählt Thomas Nordmeyer, der auf dem Hof seine Baumschule hat. »Den Namen Sattelmeier bekamen die Höfe, weil die dem Herzog jederzeit ein gesatteltes Pferd zur Verfügung stellen mussten«, berichtet Thomas Nordmeyer weiter. Auf dem Grundstück an der Nordhofstraße 1 steht das schöne westfälische Fachwerkhaus seit August 1747. »Zuvor befand sich der Hof etwa 300 bis 400 Meter weiter im Ortskern. Doch am 2. Mai 1747 brannte der Hof dort ab. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie meine Vorfahren es schafften, das Gebäude so schnell wieder zu errichten«, sagt Thomas Nordmeyer über die Geschichte und erklärt: »Eigentlich sollte unser Giebel in Hücker aufgebaut werden. Doch die Verwandten, die dort bauen wollten, hatten Mitleid mit meinen Vorfahren und gaben ihnen ihren Giebel.« Das jetzige Wohnhaus wurde dann 1870 dazu gebaut. Ende der 20er Jahre wurde das Fachwerkhaus renoviert, aber von der Bausubstanz her ist das Gebäude immer erhalten geblieben.
Das große Eingangstor wird vom Familienwappen geziert. »Die Schnitzerei stellt einen Richterstuhl dar. Die Armlehnen rechts und links sind Greife, die das Böse fangen sollen«, erklärt Thomas Nordmeyer und erzählt weiter: »Dieses Wappen bekamen wir deshalb, weil hier auf dem Hof Recht gesprochen und verurteilt wurde. Zur 1000-Jahr-Feier von Enger im Jahr 1948 wurde auch noch einmal ein Gerichtsprozess nachgestellt.«
Früher war der Hof einmal ein ganz normaler Bauernhof. In der 28 Meter langen Deele standen, wie damals auf jedem Bauernhof üblich, auf der rechten Seite die Kühe, links die Pferde. Nur die Schweine hatten ihren eigenen Stall, weiter entfernt vom Wohngebäude. Doch schon zu Zeiten von seinem Großvater wurde die Tierhaltung aufgegeben. Übrig geblieben sind nur noch ein Hund, eine Katze und natürlich die beiden Pferde Daphne und Ricca, denn »schließlich gehören zu einem Sattelmeierhof auch Pferde«, erklärt Nordmeyer schmunzelnd. 1987 wurde der Bauernhof dann durch Thomas Nordmeyer zur Baumschule. Schon während seiner Lehre als Gartenbauer hat er angefangen, die Bäume zu setzen, »denn es braucht schließlich einige Zeit, bis die Setzlinge groß sind.« Zehn Jahre später wurde dann der alte Schweinestall »zweckentfremdet« und umgebaut. Im »Haus am Nordhof« verkauft die Familie seither Wohnaccessoires.

Artikel vom 30.10.2004