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Auch modernste Elektronik
hilft nicht immer weiter

Fahrweise den winterlichen Bedingungen anpassen

Wenn sich mehr Blätter auf den Straßen als an den Bäumen finden, beginnt nicht nur die kalte Jahreszeit - den Autofahrern stehen auch die riskanteren Monate des Jahres bevor.
Damit bei Frost, Schnee und Eis alles rundläuft, sollten Autos speziell für den Wintereinsatz präpariert werden. Weil viele der notwendigen Arbeiten in die Hände von Fachleuten gehören, ist es am besten, gleich zum Vertragshändler zu fahren.
Eines der ersten Probleme, vor dem die Autofahrer alljährlich stehen, ist die nötige Umstellung auf die neuen Bedingungen. »Sie sind noch das Fahren im Sommer gewohnt«, so Matthias Beck vom Auto Club Europa in Stuttgart. »Nun sind sie aber plötzlich mit Wind und Nässe konfrontiert, was einen anderen Fahrstil erfordert.« Er rät, vorausschauend und vorsichtig unterwegs zu sein.
Ein Fehler ist es, beim Umgang mit den veränderten Bedingungen vor allem auf Helfer wie das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP) oder das Anti-Blockier-System (ABS) zu vertrauen. »Keines dieser Systeme kann die Fahrphysik außer Kraft setzen«, erklärt Jochen Hövekenmeier, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD). Denn wenn auf der Fahrbahn die nötige Haftung nicht gegeben ist, kann auch die Elektronik bei zu schneller Fahrt das Rutschen nicht verhindern.
Um überhaupt von den Vorteilen der Elektronik profitieren zu können, ist es gerade im Herbst und Winter wichtig, dass das Auto wirklich intakt ist. So ist ein ABS ebenso wie ein ESP darauf angewiesen, dass die Räder optimalen Kontakt zur Fahrbahn haben. »Wenn aber die Stoßdämpfer verschlissen sind, reicht deren Funktion nicht mehr aus, um diesen Fahrbahnkontakt immer zu garantieren«, sagt Roger Eggers, Kraftfahrzeug-Sachverständiger des TÜV Nord in Hannover. Die Räder fangen dann besonders auf schlechter Fahrbahn an zu 'springen'.
Da die Funktion der Stoßdämpfer aber nicht plötzlich, sondern eher schleichend nachlässt, wird der Effekt vom Fahrer oft zu spät oder gar nicht wahrgenommen - eine Kontrolle in der Werkstatt hilft, das Risiko zu vermeiden.
Auch an anderer Stelle muss die Funktion der Technik zum Herbst hin gesichert sein, beispielsweise bei der Beleuchtung. Schließlich wird in der kommenden Zeit ein weitaus größerer Anteil der Fahrten in der Dunkelheit oder der Dämmerung absolviert. Außerdem werden die Scheinwerfer bei schlechter Witterung auch tagsüber öfter eingeschaltet - nicht nur, um besser zu sehen, sondern auch, um besser gesehen zu werden.
Nicht zu vernachlässigen sind in Sachen Sicht die Scheiben und deren Wischer. Die Scheiben sollten regelmäßig auch von innen geputzt werden. Das gilt besonders für Raucherfahrzeuge. Denn der schmutzige Belag an der Scheibe sorgt für Lichtbrechungen, und die können die Sicht merklich behindern. Hinterlassen die Scheibenwischer Schlieren, ist ein Austausch nötig.
Zudem ist es Zeit, sich Gedanken über einen Reifenwechsel zu machen. Für Winterreifen gilt das Motto »O bis O«. Das heißt: Nutzungszeit von Oktober bis Ostern. Denn dann herrschen am häufigsten jene Umstände, unter denen der Winterreifen der Sommerausführung überlegen ist.
Allerdings können Autofahrer in der dunklen Jahreszeit auch auf zumindest einen Vorteil gegenüber den Sommermonaten vertrauen. »Die Aquaplaning-Gefahr ist im Herbst nicht mehr so groß«, sagt Hövekenmeier. Zwar regne es in den kommenden Monaten häufig und regelmäßig. Doch starke, die Straßen überschwemmende Regengüsse seien nicht unbedingt an der Tagesordnung.

Artikel vom 19.11.2004