23.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Orte der Trauer, aber auch
Mahnmale für den Frieden

Jugendliche aus aller Welt pflegen Soldatenfriedhöfe

Soldatenfriedhöfe in der Form, wie wir sie kennen, sind in Europa eine relativ junge Einrichtung. Früher wurden die Gefallenen meist direkt am oder auf dem Schlachtfeld anonym begraben.
Das Prinzip einheitlicher Grabreihen bei der Gestaltung von Soldatenfriedhöfen gilt bis heute. Der erste offizielle Soldatenfriedhof entstand 1863 in den USA.
Erst während des Ersten Weltkriegs begann man in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, den Toten auf einheitlich gestalteten Friedhöfen jeweils einzelne, individuell bezeichnete Gräber zuzuweisen und sie aus der anonymen Summe der Gefallenen hervorzuheben.
Der erste offizielle Soldatenfriedhof entstand Ende 1863 in den USA, als in Gettysburg ein Teil des Schlachtfelds des amerikanischen Bürgerkriegs zum offiziellen Soldatenfriedhof erklärt wurde. Der erste deutsche Soldatenfriedhof wurde nach dem Friedensschluss zwischen Deutschland und Frankreich 1871 auf französischem Boden angelegt. In dem Friedensvertrag verpflichteten sich beide Parteien, die vorhandenen Gräber auf dem gegnerischen Territorium zu erhalten und zu pflegen.
Seit 1915 bestehen in Europa Gesetze, die ein ewiges Ruherecht für Kriegsgräber garantieren. Im Versailler Vertrag von 1919 wurde völkerrechtlich die gegenseitige Erhaltung der Gräber bestätigt. Sowohl während des Ersten als auch während des Zweiten Weltkrieges bemühte man sich, die Toten getrennt nach ihrer Nationalität zu bestatten. Die größte deutsche Kriegsgräberstätte in Deutschland ist der mehr als sieben Hektar große Waldfriedhof von Halbe nahe Berlin. Auf ihm haben mehr als 23 000 Kriegsopfer ihre letzte Ruhe gefunden.
Seit den Befreiungskriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und später nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde der Tod auf dem Schlachtfeld als Heldentod patriotisch verklärt. Mit dem Ersten Weltkrieg zeigte die industrialisierte Technik ihr Zerstörungspotential auf dramatische Weise: Über 13 Millionen Menschen kamen bei den Kämpfen um, täglich erreichten Todesnachrichten die Städte, Dörfer und Gemeinden. Das bis dahin unbekannte Ausmaß des Massensterbens spiegelte sich in der Gestaltung der Soldatenfriedhöfe mit endlos scheinenden, einheitlichen Gräberreihen wider. Strenge Richtlinien untersagten Blumenschmuck auf den einzelnen Gräbern, nur Rasen, Bäume und Hecken durften als einheitliche Schmuckelemente verwendet werden. Das Prinzip einheitlicher Grabreihen bei der Gestaltung von Soldatenfriedhöfen gilt bis heute.
In Deutschland ist der 1919 in Berlin gegründete Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge für die Erfassung, Erhaltung und Pflege der Gräber von deutschen Soldaten im In- und Ausland zuständig. Noch heute werden deutsche Soldatenfriedhöfe im Ausland angelegt und instand gehalten, wie etwa nach dem Ende des Kalten Krieges im ehemaligen Ostblock.
Eine Identifizierung der Toten und die namentliche Kennzeichnung ihrer Grabstätte bietet nicht nur den Hinterbliebenen die lang vermisste Möglichkeit, einen Ort der Trauer und der Erinnerung zu haben, sondern gibt jedem bisher »Unbekannten Soldaten« auch seine Individualität zurück.
Mit alljährlichen Gedenkfeiern auf Soldatenfriedhöfen wird die kollektive Erinnerung an die gefallenen Soldaten wachgehalten. Über 3000 Jugendliche nehmen jährlich an den vom Volksbund organisierten internationalen Workcamps oder Treffen in den vier Jugendbegegnungsstätten in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien teil. Die Jugendlichen helfen bei der Pflege und Instandsetzung internationaler Kriegsgräberstätten sowie KZ-Gedenkstätten, um sie als Mahnmale für den Frieden zu erhalten und aktiv zu einem vereinten Europa beizutragen.

Artikel vom 23.10.2004