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Trauer aushalten

Lernen, mit dem Abschied zu leben


Tod und Sterben sind nach Expertenmeinung keine Tabuthemen mehr. »Positiv ist, dass die Offenheit gegenüber Trauernden wächst«, sagt die Vorsitzende des Bundesverbandes Verwaiste Eltern in Deutschland, Gabriele Knöll. »Menschen aus dem sozialen Umfeld der Trauernden wie Lehrer, Nachbarn und Arbeitgeber wenden sich an uns und bitten um Rat. Sie möchten nichts falsch machen«, so Knöll.
Der 1997 gegründete Verband in Reppenstedt bei Lüneburg vertritt etwa 40 000 Betroffene. Mehr als die Hälfte aller Anfragen an den Verband komme aus dem sozialen Umfeld der Trauernden. In bundesweit 500 Gruppen erhielten Trauernde den Schutzraum, in dem Trauer und Wut sowie Schmerz und Sehnsucht - das ganze Leid - gelebt werden dürfe.
»Zeit allein heilt keine Wunden«, sagt Gabriele Knöll. »Trauernde sind seelisch Schwerverletzte und bedürfen wie diese der Hilfe.« Jeder Mensch sei aufgefordert, diese Hilfe anzubieten. »Da sein und Zuhören ohne zu bewerten, was gut oder falsch ist, werden dankbar als große Hilfe erlebt.«
Es habe noch nie so viele Seminare für Trauernde gegeben wie heutzutage. Das sei positiv. »Das Thema Tod und Sterben erschreckt und macht Angst, ist aber kein Tabu mehr. Wir müssen lernen mit dem Abschied zu leben und Trauer auszuhalten«, betont Knöll. Tod und Trauer müssten in das Leben integriert werden, ebenso wie Trauernde Lebensfreude und Lachen erleben dürften.

Artikel vom 22.10.2004